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V. Die person des propheten und die fröm-
migkeit.
Unsere bisherigen ausfiihrungen haben noch nicht die
eigentliche bedeutung des propheten für die islamische frömmigkeit
aufgedeckt. Die legende hat seine person weit über die menschliche
beschränktheit erhoben. Was trieb sie dazu? Das religiöse
be-dürfnis, an den göttlichen Wundertäter die hÖffnungen un<J
er-wartungen der zagenden menschenkinder knüpfen zu dürfen oder
die blosse ungetrübte Just an der spannenden betätigung der
überirdischen kräfte, an dem märchenhaften und wunderbaren? Das
können wir meistens nicht sicher entscheiden. Die lehre von der
Hsrna hat es wenigstens anfänglich nicht eigentlich auf die
er-höhung des propheten, sondern auf die feste beglaubigung der von
ihm gebrachten Offenbarung abgesehen. Auch die entwicklung
von dem prinzip der iqtidä1 bi-ahläq al-nabi ist offenbar im
grossen umfange von anderen motiven, als der Verehrung für den
propheten bestimmt worden. So erhebt sich uns denn die frage:
Ist die bedeutung des propheten nicht näher an das Zentrum der
religiösen Vorstellungen gekommen, hat seine person in dem
sanc-tuarium der religion, wo die seele ihrem Gott gegenübersteht,
wo es sich um sünde und gnade, errettung oder strafe,
Verdammung oder gottesnähe handelt, keinen platz gefunden? Mit dieser
frage werden wir uns jetzt zu beschäftigen haben.
Man pflegt den Islam als eine religion des gesetzes zu
bezeichnen. Wollte man dies in der strikten bedeutung des wortes
verstehen als eine religion, wo das Verhältnis des menschen zu Gott nur
durch das prinzip des rechts oder höchstens durch recht neben
billig-keit geregelt wird, so wäre der echte Islam tatsächlich nur von
den qadariten und muctaziliten repräsentiert. Aber auch wenn
man einräumt, dass diese benennung wegen der überragenden
bedeutung des nomistischen prinzips einigermassen gerechtfertigt
werden könnte, so ist nicht zu vergessen, dass auch der Islam
eine göttliche barmherzigkeit kennt, die die rechnung der stren-
163964. Arcli. Or. Andrce. 15
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