- Project Runeberg -  Die person Muhammeds in lehre und glauben seiner gemeinde /
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(1917) [MARC] Author: Tor Andræ
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Andrae, Die person Miiharnmeds

gen gerechtigkeit durchkreuzt, und dass die islamische
frömmig-keit durch den streit dieser beiden prinzipien und dessen
rück-wirkung auf das religiöse verhalten ihr eigentümliches gepräge
erhält. »Wenn man die furcht und die hoffnung des dieners
gegen einander abwiegen würde, so würden sie gleich wiegen»,1
damit will man sagen, dass die beiden Stimmungen für die
frörn-migkeit gleich unverlierbar sind. Im Islam ist der gegensatz
zwischen gnade und gerechtigkeit kaum, wie etwa im Judentum
des neutestainentlichen Zeitalters, ein problem, dessen lösung
angstvoll gesucht werden muss, sondern eher eine natürliche
Spannung, die der frömmigkeit leben und reich tum verleiht. Das
kommt nun davon, dass im Islam die Überzeugung von der
barm-herzigkeit Gottes weit fester gewurzelt ist. Gerechtigkeit und
barmherzigkeit streiten mit einander in Gott, aber die
barmher-zigkeit siegt: »Kommt her, kommt her zu mir ihr menschen
des todes und der Vergänglichkeit, zu mir und zu keinem anderen.
Ich halte gegen mich selbst an der barmherzigkeit fest (qabadtu
bi-l-rahma calä nafsi), wer mich um Verzeihung bittet, dem wird
Verzeihung unbedingt zu teil (’üyibat u. s. w.). Ich bin der
verzeihende, der grosse und kleine Sünden verzeiht und nicht
mehr nach ihnen fragt.»2

Es ist wahr, dass die islamische auffassung von der
barmherzigkeit Gottes zuweilen recht abstossende züge trägt. ]S[icht
selten ist die rahma nur die willkür des orientalischen despoten,
der in momentaner guter laune auch den edlen zu spielen liebt.
Eine gewandte hinwendung an seine grossmut verfehlt daher
selten seine Wirkung. Zwei von den siindern, die in die hölle
geworfen sind, schreien so überlaut, dass der Herr sie
herausführen lässt und sie fragt: Warum schreiet ihr in dieser weise?
Sie sagen: Damit du dich unser erbarme. Er erwidert: Meine
barmherzigkeit gegen euch wird sein, dass ihr euch selbst in
die hölle dort, wo ihr zuvor wäret, werfen dürfet. Sie gehen,
und der eine wirft sich wirklich in die hölle. Da sagt der Herr
zum anderen: Warum wirfst du dich nicht ebenfalls in die hölle
wie dein genösse? Er antwortet: 0 Herr, ich hoffe, dass du mich

1 lbn Tajmijja, Rasä’il II, 339.

2 Nawädir al-usül 99. Der islamische Standpunkt erinnert mehr
an das spätere judentum; vgl. Berachot 7 a: Gott betet: Es möge mein
wille sein, dass meine barmherzigkeit meinen zoru bezwinge. Sowohl den
zug, dass Gott betet, wie auch den inhalt seines gebets, hat der Islam
entlehnt, vgl. oben s. 69.

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