- Project Runeberg -  Die person Muhammeds in lehre und glauben seiner gemeinde /
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(1917) [MARC] Author: Tor Andræ
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - VI. Die entstehung des prophetenkultus - 4. Die übermenschliche ausrüstung des propheten

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Andrae, Die person Muhammeds ’

einzelne ungläubige zu vernichten und sündige städte zu zerstören.
Und warum sollte solches den propheten unmöglich sein, wenn
es bei den leuten der askese und gotteshingabe tatsächlich
vorkommt». Drittens sieht er die engel als sinnenfällige gestalten
und hört ihre rede. Es ist nicht unmöglich, dass er im wachen
zustande erleben könne, was andere im träume sehen. Denn er
besitzt das vermögen von der sinnenweit zu abstrahieren und
seine seele wird daher leicht zu der heiligen weit erhoben.

Die lehren der muslimischen pbilosophen in dieser frage
verraten eine unverkennbare ähnlichkeit mit den anschauungen
der neupythagoräer. Der philosoph ist auch hier der fromme,
der durch die askese eine unbeschränkte gewalt über die sinnliche
natur erhält. Durch seine abwendung von der sinnnlichkeit ist
er göttlich geworden; speise, trank und schlaf bedarf er nicht
mehr. Durch absolute sexuelle enthaltsamkeit gewinnt er
wunderbare kräfte und erkenntnisse.1 Bei der »reinigung» der seele scheinen
auch die muslimischen philosophen (z. b. Ibn Mishawajh) an
erster stelle an die askese zu denken, während bei den süfis die
technik der mystischen andachtsübungen, die Versenkung der dihr
und dgl. die werke der weltentsagung immer mehr überflüssig macht.

Diese lehre von der person des propheten und von der
Offenbarung hat ohne zweifei einen grossen einfluss auf die aufFassung
der gebildeten ausgeübt.2 Die theologen scheinen freilich gegen
sie alles eher als günstig gestimmt zu sein. Zufolge der
philosophischen lehre nehmen der prophet und der vollkommene »philosoph»
eine mittelstellung ein zwischen den engein (den ideen) und den
menschen. Als im gewissen masse den beiden weiten angehörig
vermittelt der prophet den austausch zwischen ihnen. Eine solche
auf-fassung entspricht indessen nicht der Vorstellung, die sich die masse
der gläubigen von ihrem propheten gemacht hat. Das spätere
Judentum war darüber im klaren, dass die vollkommenen gerechten
höher denn die engel stehen,3 und die heiligen der mönchsviten
»die die natur überwunden, stehen nur ein weniges unter den
engein oder vielmehr in nichts».4 So war es denn auch die

1 Reitzenstein, Historia monachorum 94 ff.

2 Ibn Haldün hat sich in seiner Muqaddama ganz derselben
angeschlossen, vgl. die übersetzten stellen bei Macdonald, Religious attitude
of Islam, 53 ff.

3 Sanhedrin 93 a, Weber 357.

4 Nach der aussage des Johannes Klimakos, v. Wulf, Heilige und
heiligen Verehrung 220.

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