- Project Runeberg -  Die person Muhammeds in lehre und glauben seiner gemeinde /
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(1917) [MARC] Author: Tor Andræ
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - VI. Die entstehung des prophetenkultus - 5. Das persönich-mystische verhältnis zum propheten

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Andrae, Die person Muhammeds ’

psychologisches Studium nicht nur der eigenen seele, sondern
auch des Seelenlebens anderer frommen. »Man muss die süfischen
diwän’e studieren, damit man, wenn man nicht durch die pforte
des einen einkommen kann, durch diejenige eines anderen
eingehen könne.»1 Wirklich verständlich wird die süfische technik, nur
wenn sie im persönlichen Zusammensein gelernt werden kann.
Zu einem weitherzigen interesse für die menschen überhaupt
kommt es selbstverständlich nicht. Aber aus dem gleichgültigen
häufen sondern sich die seelenverwandten erwählten aus,
gemeinsam streben sie demselben ziele zu, mit lebhaftem interesse
beobachten sie das Seelenleben der brüder und tauschen gegenseitige
erfahrungen aus. Je mehr durch die vereinte geistige arbeit die
Virtuosität vollendet, die frömmigkeit spezializiert und verwickelt
wird, um so fester schliessen sich die konventikeln der
gottesfreunde gegen die masse der unverstehenden weltkinder ab. Wie
die kultfrömmigkeit zur kirche und der selbstgenügsame
mora-lismus zur sektenbildung, so führt die mystik zu den ecclesiolae
der »freunde», den freien brüderschaften.

Einen solchen weg hat auch der süfismus eingeschlagen.
Schon früh haben süfische Verfasser die selbstische isolierung aufs
schärfste verurteilt. Man führt am tage des gerichts vor Gott
einen mann, an dem nichts böses zu sein scheint. Gott fragt
ihn: Hast du meine freunde aulijä*) geliebt? Er antwortet: Ich
hatte mich von allen menschen freigemacht. Da spricht der
Herr: Meine barmherzigkeit wird nicht demjenigen zu teil, der
meine freunde nicht liebt und meine feinde nicht hasst.2
Abu-l-Hasan al-Gammäl (gest. 316) gibt sogar die folgende definition
von dem wali: wall ist, wer meine freunde liebt (juwäli) und
meine feinde hasst.3

Nun ist bekanntlich der gedanke an die brüderschaft der
gläubigen schon von der Übersiedelung nach Medina her auch
der orthodoxie ganz vertraut gewesen. Man findet sogar auch in
den ältesten traditionswerken aussprüche, die von der besonderen
bruderliebe der mystiker zeugen. Diejenigen »die sich wegen der
majestät (li-galäl) Gottes lieben», werden-in seinem schatten Zuflucht
finden an dem tage, wo es sonst keinen schatten gibt. Zu denen, die
am tage des gerichts sicher sind, gehören »zwei männer, die ein-

1 Latväqih al-anwär I, 157.

2 Nawädir al-*usül 151. 3 Lawäqih al-anwär I, 130.

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