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Aber die Anschauungen haben sich geändert. In
Deutschland wird man das Gefühl, dass Russland die
grosse Gefahr ist, die bekämpft werden muss, nicht mehr
weit verbreitet finden. Eher wohl das Gegenteil, ob
man sich nun das Fortbestehen des russischen Reiches in
bolschewistischer oder in zaristischer Form vorstellt.
Dagegen stehen jetzt die Völker weiter im Westen
Europas Russland feindseliger gegenüber. Trotz der
grossen Dienste, die das russische Volk den Weltmächten
während des Weltkrieges unter ungeheueren Opfern
leistete, indem es die Ostgrenze der Mittelmächte zu
einer Zeit, als die Lage höchst gefährlich war, ständig
bedrohte, scheint es, als ob die Regierungen des Westens
gegenwärtig am meisten geneigt seien, das russische Volk
verkommen zu lassen, weil es eine Regierung hat, mit
deren Methoden und Terror man sich nicht aussöhnen
kann.
Alles dies ist im wesentlichen politischer Art. Hier
gilt es aber, jetzt den Versuch zu machen, unabhängig von
diesen wechselnden politischen Stimmungen zu einer
objektiven Ansicht darüber zu gelangen, wie die Verhältnisse
wirklich sind und wie sie sich entwickeln können.
Klar ist, dass an sich schon der Begriff „Russland“ als
Faktor in der Weltentwicklung, seine grosse, geistige und
materielle Bedeutung in der Weltwirtschaft, nicht länger
abhängig sein kann von wechselnden politischen Systemen,
die noch dazu zum grossen Teil von aussen her
eingeführt sind.
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