- Project Runeberg -  Scandia / Band XII. 1939 /
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(1928-1931)
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Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - Arthur Rosenberg, Das Geschichtsbild des Bolschewismus - I. Marxismus und Russland

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russischen gesellschaftlichen Entwicklung, bestimmte
Veränderungen durchmachen. Daher ist es notwendig, bei einer Analyse
des bolschewistischen Geschichtsbildes genau zu unterscheiden,
was an ihm allgemein marxistisch und was speziell russisch ist.

Man mag politisch und philosophisch über den Marxismus
urteilen, wie man will — fest steht, dass der Einfluss des
Marxismus auf die Nationen des 19. und 20. Jahrhunderts im gewissen
Sinne mit dem Einfluss des Christentums auf die Völker Europas
verglichen werden muss. Wenn jemand z. B. das mittelalterliche
Geschichtsbild Deutschlands und Italiens zu untersuchen hat, so
wird er genau die bodenständigen, aus der speziellen Entwicklung
des Landes herausgewachsenen, Vorstellungen mit den
allgemeinen christlichen Ideen zu vergleichen haben. Die Rezeption des
Christentums durch die Deutschen und Italiener war ein
schwieriger und wechselvoller Prozess, und das richtige Urteil ist
jederzeit nur möglich, wenn man beide Ausgangspunkte betrachtet.
Nach denselben Prinzipien muss auch das Geschichtsbild des
Bolschewismus untersucht werden.

Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich bei der Frage, wer
denn eigentlich berechtigt war, und berechtigt ist, im Namen des
Bolschewismus zu sprechen. Um unnötige Verwirrungen zu
vermeiden, ist es zweckmässig, wenn man als Bolschewismus immer
jene Weltanschauung — und also auch das zu ihr gehörende
Geschichtsbild — ansieht, die von der offiziell anerkannten
Leitung der bolschewistischen Partei vertreten wurde. Von 1903 bis
zum Tode Lenins ist daher die bolschewistische Gedankenwelt vor
Allem der Gedankeninhalt Lenins selbst. Das bolschewistische
Geschichtsbild ist daher das Geschichtsbild Lenins. Von den
Mitarbeitern Lenins während dieser Periode können solche Männer
berücksichtigt werden, die in den Grundfragen mit Lenin
übereinstimmten, wie Sinowjew und Bucharin. Dagegen kann das
Geschichtsbild Trotzkys nur für jene Jahre verwertet werden, in
denen er unter der Führung Lenins und im Wesentlichen in
Übereinstimmung mit Lenin gearbeitet hat, das heisst: von 1917 bis zu
Lenins Tod.

Nach dem Tode Lenins ging die Führung der
bolschewistischen Partei und des bolschewistischen Staats auf die
Dreimännergruppe Sinowjew, Kamenjew und Stalin über. Trotzky wurde
aus der Führergruppe verdrängt. Es wäre daher nicht zulässig,
die Betrachtungen Trotzkys, die er als Führer der Opposition
anstellte, für die Konstruktion des bolschewistischen
Geschichtsbildes zu gebrauchen. Es kommt hier nicht darauf an, ob Trotzky
in seinem Streit mit Stalin »recht» oder »unrecht» hat, sondern es
soll nur eine klare und gültige Definition der Aufgabe gesucht

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