- Project Runeberg -  Scandia / Band XII. 1939 /
272

(1928-1931)
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Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - Arthur Rosenberg, Das Geschichtsbild des Bolschewismus - VII. Die grosse Wendung seit 1921

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272

Arthur Rosenberg’.

VII. Die grosse Wendung seit 1921.

Als Bucharin im Jahre 1921 sein Buch über den historischen
Materialismus niederschrieb, hatte in Russland neben der
Parteidiktatur noch eine andere Abweichung von der internationalen
marxistischen Geschichtsphilosophie begonnen. Im selben Jahr
1921 rang sich Lenin zu der Auffassung durch, dass die russische
Revolution für absehbare Zeit eine Hilfe von auswärts nicht zu
erwarten habe. Deshalb müsse Russland versuchen, mit seinen
eigenen Mitteln weiterzukommen. Auf dem Gebiet des russischen
Wirtschaftslebens trat Lenin jenen Rükzug an, der in der
Geschichte als die Neue Wirtschaftspolitik SowjetRusslands
weiterlebt. An Stelle des absoluten Kriegkommunismus trat eine neue
Wirtschaftsform, die einen gemischten Charakter zeigte. Die
Elemente der Staatswirtschaft wurden mit Zugeständnissen an die
selbstständigen Bauern und an den freien Handel kombiniert.

Diese Wendung in der sowjetrussischen Politik musste auch
auf das offizielle Geschichtsbild ihre Rückwirkung ausüben. Im
Mai 1923 veröffentlichte Lenin in der »Prawda» einen Artikel1,
in dem er die Geschichte des sogenannten
Genossenschaftssozialismus verfolgt. Lenin schreibt: »Worin besteht das Phantastische
in den Plänen der alten Genossenschaftler, angefangen von Robert
Owen? Darin dass sie von der friedlichen Umwandlung der
heutigen Gesellschaft in eine sozialistische träumten; ohne solche
Grundfragen, wie die Frage des Klassenkampfes, der Eroberung
der politischen Macht durch die Arbeiterklasse, des Sturzes der
Herrschaft der Ausbeuterklasse in Betracht zu ziehen». Deshalb
wäre die frühere Kritik, welche die Bolschewiki an dem
Genossenschaftssozialismus übten, berechtigt gewesen. Es war eine
romantische Phantasie, zu glauben, dass man durch einfache Einführung
von Genossenschaften die Klassenfeinde in friedliche Mitarbeiter,
und den Klassenkampf in den Klassenfrieden, verwandeln könnte.

»Aber betrachten wir nun, wie die Sache sich jetzt geändert
hat, da die Staatsmacht sich bereits in den Händen der
Arbeiterklasse befindet, da die politische Macht der Ausbeuter gestürzt ist,
und alle Produktionsmittel ausser jenen, die der Arbeiterstaat auf
eine Zeit den Ausbeutern freiwillig und bedingt als Konzessionen
überlässt, der Arbeiterklasse gehören. Jetzt haben wir das Recht,
zu sagen, dass das Wachsen des Genossenschaftswesens für uns,
unter dem oben erwähnten »kleinen» Vorbehalt, gleichbedeutend
ist mit dem Wachsen des Sozialismus. Gleichzeitig müssen wir
eine grundlegende Änderung unserer ganzen Einstellung zum
Sozialismus zulassen. Diese grundlegende Änderung besteht darin,

1 Lenin, Über das Genossenschaftswesen, Berlin 1925, S. 102.

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