- Project Runeberg -  Scandia / Band XII. 1939 /
273

(1928-1931)
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Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - Arthur Rosenberg, Das Geschichtsbild des Bolschewismus - VII. Die grosse Wendung seit 1921

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Das Geschichtsbild des Bolschewismus.

273

dass wir früher das Hauptgewicht auf den politischen Kampf, auf
die Revolution, auf die Eroberung der Macht legten und legen
mussten. Jetzt aber muss das Hauptgewicht auf die friedliche
organisatorische kulturelle Arbeit verlegt werden. Ich möchte
sagen, der Schwerpunkt geht bei uns auf die Kulturarbeit über,
abgesehen von den internationalen Beziehungen, wo ein
Hauptgewicht auf der Pflicht beruht, unsere Position im internationalen
Masstabe zu verteidigen».

Lenins schlichte Sätze enthalten tatsächlich eine vollständige
Umwälzung in dem Geschichtsbilde des Bolschewismus, wie es
seit 20 Jahren gültig war. Bisher hatten die Bolschewiki stets
den Imperialismus als die Krönung der gesamten kapitalistischen
Geschichtsepoche angesehen. Der Imperialismus erzeugt mit
Na-turwendigkeit den Weltkrieg und die Weltrevolution. In Russland
hat die Erhebung der unterdrückten Massen begonnen, und von
Land zu Land muss die Bewegung siegreich fortgehen, bis die
internationale Gesellschaft des Sozialismus überall den
Kapitalismus abgelöst hat. I m Rahmen einer solchen Geschichtsauffassung
war die russische Revolution weiter nichts als eine Episode, wenn
auch eine wichtige. Es soll hier nicht untersucht werden, wieweit
im Bolschewismus schon von anfang an, neben der internationalen
marxistischen Linie der Geschichtsphilosophie, auch andere
Nebentendenzen vorhanden waren. In den massgebenden Äusserungen
Lenins und seiner Mitarbeiter von 1903 bis 1921 treten diese
Nebentendenzen nicht hervor.

Nach der Wandlung, die sich in der russischen Politik und
Wirtschaftsordnung seit 1921 vollzog, sieht indessen das
Geschichtsbild wesentlich anders aus. Nach wie vor erscheint der
Imperialismus als die Krönung der kapitalistischen Entwicklung.
Das Resultat des Imperialismus ist der Weltkrieg. Aber auf den
Weltkrieg folgt nicht die allgemeine Revolution, sondern nur eine
einzige örtliche Revolution in Russland. Wann entsprechende
Revolutionen auch in den übrigen kapitalistischen Ländern
ausbrechen würden, darüber wagen die Bolschewiki nach 1921 kein
Urteil mehr. Für ihre praktische Politik sehen sie nunmehr auf
die russische Revolution als eine isolierte Erscheinung. Die
russische Revolution muss sich gegen das Ausland verteidigen.
Das neue Russland muss innerhalb der kapitalistischen Welt zu
leben suchen. Die einzige internationale Aufgabe, die Lenin in
dem oben zitierten Artikel seiner Partei und der Sowjetunion
zuweist, ist nur noch »unsere Position im internationalen Masstab
zu verteidigen».

Innerhalb von Russland selbst, muss jetzt das Schwergewicht
der bolschewistischen Arbeit auf den kulturellen Aufbau gelegt

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