- Project Runeberg -  Sibirien ein Zukunftsland /
164

(1914) [MARC] Author: Fridtjof Nansen
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - X. Von Werchne-Inbazkoje nach Sumarokowo

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164 Zehntes Kapitel.
Ich ging inzwischen in den Mondschein hinaus. Ein wunder
barer Abend! Hell und traulich leuchtete es aus den niedrigen Holz
hausern am Rande der Uferboschung, und auf der ..Promenade"
vor der Hciuserreihe ertonten die Stimmen der im Mondlicht um
herspazierenden Leute. Ich wcmdte mich dorthin, und auf einmal
erscholl eine schone, kraftige Mcinnerstimme von der Treppe des
ncichsten Hanses, das im Dunkeln lag. Das melodische russische Lied
klang seltsam durch die stille Nacht: dann brach es ab, eine Tiir wurde
zugeworfen, und die Stimme verllcmg im Hause. Gewih war der
Sanger ein politischer Verbcmnter. Loris-Melilow lam mir aus
der Kirche nach, und wir folgten dem Weg noch eine Strecke. Da
kam uns ein junges Parchen entgegen. Als wir voriiber waren.
fahten sich die zwei wieder bei der Hand, und der weiche, schmei
chelnde Klang der Stimmen vernet, dah der Flirt auch in diesen
hohen Bretten gedeiht. Loris-Melilow behauptete, am Tonfall
horen zu konnen, dah das Madchen eine liidin sei. Die zwei
waren jedenfalls auch politische Verbcmnte, die sich ihr Leben nach
Moglichleit verschonten. Dann lam noch ein Parchen, mit dem
Loris-Melilow ein Gesprcich begcmn. Diese beiden waren als
junges Ehepaar aus Tomsl hierher gekommen: der Mann hatte eine
Handelsreise machen sollen. Aber sic waren zn schlecht ausgerustet
gewesen und infolgedessen hier sitzen geblieben. Sic mar kokett
und freute sich, einmal ordenllich schwatzen zu konnen, erzahlte daher
frisch von der Leber weg alles Mogliche und Unmogliche, wahrend
er ziemlich zuriickhaltend und ungeduldig dabeistcmd und nach
Hause trieb.
Als wir wieder in die Kirche kanten, war die Taufe leider
schon vorbei: statt dessen fuhrte uns der Pope in den untern
Stock und zeigte uns die Wintertirche, die reichlich so prachtvoll war
wie die Sommerlirche oben. Die Bilder der Altarwcmd stellten
die iiblichen Heiligen dar, die lungfrau Maria mit dem Kinde
usw. Die meisten hatte ein politischer Verbcmnter aus Krasnojarsk
gemalt: eine gewisse Fertigleit in der Pinselfiihrung war ihm nicht
abzusprechen, wenn er auch nur wenig Originalitat besah.
Dann spazierten wir in Vegleitung des Popen im Mondschein
durch die Dorfftrahe. Die Strahe hatte eine Art Viirgersteig aus
Vrettern, im iibrigen war sic von Kuhfuhen zertreten, die tief in den
Lehmboden und Diinger eingesunlen waren. so dah man, auch

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