- Project Runeberg -  Reise-Erinnerungen aus Siberien /
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(1854) [MARC] Author: Christopher Hansteen - Tema: Exploration, Russia
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Aufenthalt in Tobolsk. — Eine russische Hochzeit. — Taufe einer erwachsenen Jüdin

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Schauspiels, das je nach den Umständen entweder eine Lust- oder ein
Trauerspiel wird.

Um diesen Act recht verständlich zu machen, muß ich etwas von dem
Bilderdienst der Russen anführen. Im Hause eines Russen muß in jeder
Stube ein Obras oder Heiligenbild sein. Dies wird gewöhnlich in
einer Ecke, der Eingangsthür gegenüber, etwas über Mannshöhe aufgehängt.
Das Erste, was der Russe thut, wenn er aufgestanden, ist, Hände
und Gesicht zu waschen, und darauf sich unter Verbeugung dreimal vor
diesem Obras zu bekreuzen. Tritt er zum ersten Male des Tages in eine
andere Stube, es sei in seinem eigenen oder in einem fremden Hause, so
wird dieselbe Ceremonie vor dem Obras wiederholt. Ehe dies geschehen,
thut er seinen Mund nicht auf; und es kann nichts helfen, wenn man zu
ihm spricht, denn, bis dies vollbracht ist, hört und sieht er nicht.
Protestantische Familien müssen auch ein solches Obras in der Wohnstube
um des gemeinen Mannes willen haben, denn wenn dieser hineinkommt,
und vergebens in allen Ecken ein Bild sucht, dem er seine Verehrung
darbringen kann, so kommt er in Verlegenheit. Es kommt ihm vor, sagt er,
als ob er in einen Schweinestall oder zu Heiden käme. Vor diesem
Bilde, oder jedem dieser Bilder (denn je mehr, desto besser) wird ein
Wachslicht an dem Kopfe eines großen hervorragenden Nagels befestigt.
Bei einigermaßen wohlhabenden Familien sind diese dünnen weißen
Wachslichter ausgeputzt, indem sich eine Spirale von Blattgold schraubenförmig
von unten nach oben um sie schlingt; bei noch Wohlhabenderen
wird vor das mittelste und kostbarste Bild eine hübsche Glaslampe gehängt.
Diese Bilder werden als Schutzgötter der Familie angesehen und erben
von Mutter auf Tochter durch viele Geschlechter. Bei ganz gewöhnlichen
armen Leuten, namentlich in Sibirien, wo sich die bildenden Künste
bekanntlich auf einer niedrigen Stufe befinden, bestehen sie blos aus kleinen
gegossenen Messingtafeln mit halberhabenen Figuren, in Form der
ehemaligen Altarblätter mit Thüren. Sie haben zwei Flügel, welche über
der mittelsten Haupttafel, auf der gewöhnlich ein äußerst mittelmäßiges
Marienbild angebracht ist, zusammen gelegt werden können, und sind nur
3—4 Zoll hoch und breit. Die Gürtler aus den Dörfern verfertigen sie
selbst, und man kann sie für wenige Rubel kaufen. Später werden sie
dann von den Popen eingeweiht. Auf dem Markte in Nischnei-Nowgorod

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