- Project Runeberg -  Reise-Erinnerungen aus Siberien /
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(1854) [MARC] Author: Christopher Hansteen - Tema: Exploration, Russia
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Aufenthalt in Tobolsk. — Eine russische Hochzeit. — Taufe einer erwachsenen Jüdin

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braune Haar über den Rücken gekämmt, mit einem buntseidenen Tuche um
den Kopf, gelben Saffianschuhen und weißen, baumwollenen Strümpfen,
kam herein, von ihrer Mutter begleitet. Sie schritt langsam auf den
Teppich zu, kniete nieder und machte ihre Pokorno, d. h. ehrerbietige
Reverenz, dreimal vor dem Obras. Diese Verbeugung wurde in folgender
Weise ausgeführt. Zuerst bekreuzte sie sich mit den ersten drei Fingern
von der Stirne bis zur Herzgrube und von der rechten Schulter bis zur
linken, und zwar unter denselben ehrerbietigen Verbeugungen, welche früher
bei gewöhnlichen Gelegenheiten beschrieben worden sind. Darauf kniete
sie nieder, legte die Hände auf den Boden und berührte diesen mit der
Stirn. Dreimal wurde dies Niederknien und demüthige Berühren des
Bodens mit der Stirn wiederholt, und jedesmal hob sie die Mutter bei
der einen Hand wieder auf; denn sowohl das Niederknien wie das
Aufstehen muß rasch, gewandt und mit Grazie geschehen. Darauf trat Hirsch
vor, nahm das Obras vom Tisch, und indem er in russischer Sprache
einen Segen sprach, bewegte er es in Form eines Kreuzes über ihrem
Kopf. Dasselbe wiederholte er gleich darauf mit dem Brote, auf dem das
Salzgefäß stand. Darauf machte die Braut dieselbe ehrerbietige Reverenz
vor ihrer Mutter, vor Hirsch und vor dessen Frau. Hirsch hob sie sogleich
nach dem ersten Niederknien auf, und dasselbe that Frau Hirsch, welche
sie zugleich gerührt auf den Mund küßte. Die Braut sah wie ein geputztes,
Gott geweihtes Schlachtopfer aus. Sie hatte ihren Bräutigam dreimal
gesehen; er hatte bei dem Swidanie nur ein paar Worte zu ihr gesprochen;
ebenso war er auf dem Dewitschnik trocken und verlegen gewesen.
Sie hatte sich lange bedacht und viel geweint, ehe es so weit kam, war
aber von Swacha und der Mutter beschwatzt worden. Er war ihr unangenehm,
und sie hatte nach dem Dewitschnik zweifelhaft Frau Hirsch gefragt,
was sie von ihrem Bräutigam halte. Diese hatte geantwortet:
„Er kann sich ja wohl recht brav zeigen, wenn Du bekannter mit ihm
wirst, er ist vielleicht nur verlegen.“ Die ganze Scene war recht rührend
anzusehen. Frau Hirsch weinte fast, so schmerzlich war es ihr, ein Mädchen
zu verlieren, von dem sie sehr viel hielt, weil es ein exemplarisches
Frauenzimmer war, und das, wie sie fürchtete, keine glückliche Partie machte;
und dieses Gefühl theilte sich den Anwesenden mit, die sich in die Lage
der Braut versetzten. „Noch,“ sagte Frau Hirsch, „ist sie nur darüber

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