- Project Runeberg -  Reise-Erinnerungen aus Siberien /
173

(1854) [MARC] Author: Christopher Hansteen - Tema: Exploration, Russia
Table of Contents / Innehåll | << Previous | Next >>
  Project Runeberg | Catalog | Recent Changes | Donate | Comments? |   

Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 8. Reise von Orenburg nach Astrachan. — Störfischerei der Kosaken auf dem Flusse Ural. — Reise über die Kirgisen-Steppe mit Kameelen. — Aufenthalt bei dem Kirgisen-Khan Dschanger in seinem Palaste mitten in der Steppe. — Besuch bei dem kalmuckischen Fursten Tiumén. — Ankunft in Astrachan

scanned image

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Below is the raw OCR text from the above scanned image. Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan. Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!

This page has never been proofread. / Denna sida har aldrig korrekturlästs.

8. Kap.l Das Nomadenleben. 173
des Khans fur eine Kibitke an, wo er hineinzog, aus den Boden hockte,
Neues erzahlte oder sich erzahlen liess und nach Gutdunken kurzere oder
tangere Zeit verweilte. Zur Mittagszeit brachte man eine Menge holzer
ner Schusseln mit gekochtem Hammelfleisch, fur diese rings an den Wan
den umhersitzenden fremden Gaste sowohl, Wie fur die Starschinen des
Khans herein. Der Khan ging dann bestandig umher und sprach mit
jedem Einzelnen. Wahrend der Nacht schliefen sie auf dem Boden.
Wenn man unter diesen ungekunstelten Menschen lebt, wird man in die
Zeit der Patriarchen, Wie wir sie aus dem alten Testamente kennen,
lebhaft zuruckverscht. Das Nomadenleben scheint in der vergangenen
Reihe von lahrtausenden nicht die geringste Veranderung erfahren zu
haben. Selbft den Befehlen des Khans gehorchen sie nur insofern, als
es ihnen genehm ist. Als Richter hat er dagegen mit seinen Starschinen
eine grossere Autoritat, indem jeder die Hand dazu bietet, die unter ihnen
angenommenen Sitten auftecht zu erhalten. Ich fragte einst den Khan,
ob er nach Geschen, oder nach alten Gebrauchen, oder nur nach seinem
Gutdunken richtete. Er antwortete: „Nur nach meinem Willen." Das
Gutachten der Starschinen scheint jedoch fur ihn massgebend zu sein. Als
in einer Audienz bei Konig Karl Johann in Stockholm im Jahre 1830,
bald nach unserer Ruckkehr aus Russland, von unserem Aufenthalt bei
den Kirgisen die Rede war, fragte mich der Konig, ob unter den Kirgisen
mehr Verbrechen herrschten, als unter den europaischen Nationen. Da
ich dies verneinend beantwortete, indem ich bemerkte/ dass unter ihnen we»
der Diebstahl, noch Raub oder Betrug vorkamen, sondern dass sie Wie
eine grosse friedliche Familie zusammenlebten, brach er mit Eiser in die
Worte aus: „voil3, lasset cls Is, clvilißg.lion!" Ich bemerkte hierauf,
dass die Civilisation die Fahigkeiten des Menschen entwickelt und ihn
also geschickter macht, sowohl das Bose als das Gute auszufuhren.
Vei derselben Audienz erzahlte ich dem Konige, dass der Khan sich
daruber beklagt hatte, dass er nicht Franzosisch verstande, wodurch er
beffer nut uns hatte reden konnen, und dass er in den letzten Tågen un
seres Aufenthalts von Karelin gelernt hatte, uns mit den franzosischen
Worten: „don jour!" zu begrussen. Mit seiner bekannten gutmuthigen
Ironie rief der Konig aus: Mai loi! il a bien avance!"

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Project Runeberg, Mon Dec 11 19:43:23 2023 (aronsson) (download) << Previous Next >>
https://runeberg.org/sibreise/0185.html

Valid HTML 4.0! All our files are DRM-free