- Project Runeberg -  Reise-Erinnerungen aus Siberien /
197

(1854) [MARC] Author: Christopher Hansteen - Tema: Exploration, Russia
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 10. Abreise von Astrachan. — Die Herrnhuter-Stadt Sarepta. — Deutsche und französische Colonien langs der Wolga. — Beschwerliche Winterbahn. — Dänische Familie in Saransk. — Bekannte in Moskau. — Baron Schilling von Canstadt. — Chinesische Schriftsprache. — Die Fabrik Ischora. — Audienz bei Kaiser Nikolaus I. und der Kaiserin in Petersburg. — Die Minister Speranski und Cancrin

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10. Kap.^l Deutsche und franzssische Colonien. 197
war und datz ich sie sehr liebenswnrdig sand, so wie sie andererseits angenehm
iiberrascht wurden, ihre Muttersprache von fremden Reisenden reden zu
horen, die sie daher fast wie Landslente betrachteten. Ein Postbeamter
in einer dieser deutschen Colonien erzahlte uns eine svahbafte Anekdote.
Ich hatte namlich gehort, da§ es nordlich von den deutschen Colonien
auch einige franzosische gebe, uud wunschte einige Nachrichten nber sie ein»
zuziehen. Er antwortete, sie seien nach uud nach alle verschwunden. War
eine Pest unter sie gekommen, sodasi sie alle ausgestorben waren?
Nein, sie waren Alle, besonders die Frauenzimmer, allmalig als Sprach
lehrer und Gouvernanten zu russischen adligen Familien uud Beamten ge
kommen. In einer Colonie, 1 Meile nordlich von der seinigen, lebte
vor einem Jahre noch ein einziger alter Mann, der leine Anstellung be,
kommen hatte, aber er war jetzt entweder ausgewandert, oder gestorben.
Hatten diese guten ftanzosischen Bauern ein so gutes Franzosisch gesvro
chen, wie die deutschen Bauern hier Deutsch sprachen, so haben die jungen
Knasen und Knasinnen (Fursten und Furstinnen), welche sie zu Lehrern
bekamen, eine recht wackere Sprache gelernt, der Erziehung gar nicht zu
gedenken.
Unter diesen deutschen Colonien sind einige katholisch, andere refor
mirt, noch andere lutherisch. Ihre Hauser sind nettter gebaut und rein
licher, die Lebensweise ganz anders als bei den Ruffen, die Gesichter
hubscher und vollig europaisch; aber sie kleiden sich ganz russisch. Kurz
diese deutsche Reise war fur mich eine wahre Erquickung, eine Augen
und Ohrenweide. Veim Dnrchfcchren durch eine dieser Colonien, steckte
ein junges Madcheu den Kopf aus einem Fenster und rief, als sie Anders
Nielsen zu Gesichte bekam. der mit einer Miitze aus weitzem kransen Pudel
fell, die er in Astrachan gekauft, auf dem Bocke satz: „Der Mann hat
einen Pndelkopf!" Dies verdrotz ihn, denn er verstand es, da er bei so
langem taglichen Umgange mit Gustav Rosenlund das Meiste von Dem,
was Deutsch gesprochen wurde. ja sogar einigermasien eine deutsche Pre
digt verstehen gelernt hatte. Gleich daranf wurde ihm jedoch eine Ent
schadigung sur diesen scherzhaften Ausruf zu Theil; denn als wir nach
einem Hause tamen und er in die Stube trot, und sich verwundert umkehrte,
um alle diese deutschen Menschen recht zu betrachteu, sich aber kein Wort
zu sprechen getraute, indem er sich seiner Schwache im Deutschen wie im

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