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— 59 —
Granattrichter, jedes zerschossene Haus, jeder geknickte
Baum zu finden ist. Es stimmt mich geradezu bedenklich,
als ich zufällig bemerke, daß ein Trichter geebnet ist und
daß junge Saat darauf grünt. Ja, so heilsam ist das
Leben: es kann nicht vergehen und heilt alle Wunden,
sogar den Tod selbst. Es ist, als wären wir in dieser Zeit
des großen Sterbens dem Tode näher gekommen. Doch
ich meine: Wohl können wir seine Spur schauernd be-
trachten, seiner Fährte angespannt und aufmerksam fol-
gen, wie der Jäger der Spur des großen Menschentöters
folgt. Stehen wir ihm aber plötzlich gegenüber, da, wo
seine Spur aufhört, also vorn inder Front, so hat er seine
Macht verloren, weil wir ihn zu oft gesehen haben.
Immer klingt es in mir nach, was ich so oft Soldaten
fingen hörte: „Morgenrot, Morgenrot... dann muß
ich mein Leben lassen, ich und mancher Kamerad."
Entlang der alten Heerstraße liegt ein Friedhof, viele,
viele Kilometer weit. Die Holzkreuze haben nicht weiße
und rote Blüten getrieben, aber fie stehen in schön ange-
legten Blumenbeeten, durchquert von sauberen Gängen.
Das habenKameraden aufderEtappe fürdie Gefallenen
getan. Auch das ist Deutschland und deutsche Art.
Galizien, im Mai 1915.
Wölfe in Schafskleidern
VonTucholka bis Skole führt der Weg durch das enge
Tal der Orawa und des Opor, kleiner Flüßchen, die, jen-
seits Skole, vereinigt in den Stryj münden. Die Ufer-
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