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gar keine praktische Bedeutung für den Handel hatte; aber dieser
Möglichkeit steht eine andre Hypothese (S. 52) entgegen, wonach es gar nicht
unglaublich sein soll, dass das phönizische Geschwader an der Küste von
Nordguinea Gold handel getrieben und auch die karthagischen Kolonien an
der Westküste Marokkos besucht habe.
Wenn fernerhin darauf hingewiesen wird, dass auch andere
geographische Grosstaten vergessen sein, wie die Entdeckung Amerikas durch
die Normannen, und diejenige Australiens durch die Portugiesen, oder
die Fahrt Deschnews durch die Beringstrasse und Torres’ durch die nach
ihm benannte Strasse, so liegen hier die Verhältnisse doch anders. Denn
die Fahrt der Normannen ist nicht vergessen. Albertus Magnus und
Adam von Bremen wissen darum, die mittelalterlichen Karten von
Grönland weisen darauf hin, und die isländischen Chroniken, deren Text
allerdings erst nach Jahrhunderten bekannt geworden ist, berichten ausführlich
darüber. Ob die Portugiesen das Festland von Australien schon gesehen
haben, ist sehr fraglich. Die Weltkarten aus der französischen
Kartographenschule von Dieppe um die Mitte des 16. Jahrhunderts bilden doch
einen gar zu fragwürdigen Beweis. Andere Mitteilungen fehlen. Die Taten
Deschnews und Torres haben allerdings 100 bis 160 Jahre —
geschlummert in Archiven, aber vergessen sind sie nicht. Wie ganz anders die
Phönizienfahrt! Herodot allein erzählt sie, und kein Geschichtsschreiber
oder Geograph erwähnt sie wieder.
Es wäre gewiss interessant, wenn man den Gewährsmann Herodots
ermitteln könnte, und wenn man bestimmt wüsste, wo er die Geschichte
gehört hat. Man denkt natürlich zunächst an Ägypten und hat bald auf
ägyptische Priester, deren Sprache er nicht verstand, bald auf griechische
Dollmetscher, die sich seit Psammetics Zeiten herangebildet hatten,
hingewiesen. Allein dann bleibt es immer befremdend, dass Herodot diese
Sache nicht bei der Beschreibung Ägyptens und bei der Geschichte Nechos,
also im zweiten Buche, vorträgt, sondern ganz gelegentlich (lib. IV. 42)
mitteilt, wo er die neueste geographische Erfindung, das bekannte Land
in Erdteile zu zerlegen, kritisiert. Und dabei wird die Sache eigentlich
ganz nebensächlich behandelt, als ob es sich um gar keine hervorragende
nautische Tat handele. Auch scheint es ihm gar nicht auffällig, dass Necho
einfach den Phöniziern den Auftrag gibt, sie sollten vom roten Meere aus
Afrika umsegeln und durchs Mittelmeer nach Ägypten zurückkehren. Ob
man daraus ohne weiteres folgern darf, wie von Schwerin tut, dass Necho
nicht den geringsten Zweifel an der Möglichkeit einer solchen Fahrt
gehegt habe und so mit derselben Sicherheit seine Befehle erliess, wie später
König Emanuel an Vasco da Gama, das scheint mir doch sehr fraglich.
Herodot hat allerdings keinen Zweifel, dass der ägyptische König also
befohlen habe; aber ich meine, bei alledem kann man immerhin seine
Bedenken haben, ob Nechos Kenntnisse von Afrika wirklich so sicher waren,
als die des Königs Emanuel. Es ist ja überhaupt noch nicht erwiesen,
dass Necho einen Befehl zur Umfahrt gegeben hat.
Diese verblüffende Sicherheit in der Ordre Nechos könnte sogar die
Glaubwürdigkeit der ganzen Geschichte verdächtigen. Wir erfahren auch
weder, von wo das Geschwader auslief, noch ob es wohlbehalten zurück-
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