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Fin Blick auf die Bucht von
Vancouver.
Hier Spricht Kanada
Aus einem Vancouver-Funkbrief
unserer Matarbeiterin Renate Kay:
"Wenn zwei Vancouveraner sich kennen lernen, dann fällt bestimmt sehr
bald die Frage: ‘Wo kommen Sie denn eigentlich her ?’? In Europa sind solche
persOnlichen Erkundigungen vielleicht ein Zeichen schlechter Manieren; in
einer Stadt aber, in der die Halfte der Einwohner nicht Eingeborene sind, da
sind sie eine Selbstverständlichkeit. Genau so selbstverständlich, wie die
Verschiedenartigkeit der Antworten; der eine ist kürzlich aus den Präriepro-
vinzen zugewandert; der nächste kam als kleines Kind aus England an
Kanadas Westktiste; andere stammen aus Polen oder Dänemark, Deutsch-
land oder Holland. Wie dem auch sei, Vancouver gibt nichts auf Abstam-
mung und Vergangenheit; sehr viel dagegen auf die Gegenwart, und mehr
noch auf die Zukunft...
Vancouver ist eine Stadt mit drei Gesichtern: Hafenstadt, Geschäfts-
stadt und Gartenstadt. Es ist eine Stadt, in der man im neuesten Auto zum
selbstgebauten Haus fahrt, eine Stadt, in der ein Taxi nicht nur ein Mietsauto
bedeutet, sondern ebensogut ein Boot oder ein Flugzeug, genannt Wassertaxi
oder Lufttaxi, sein kann. Allerdings ist es auch eine Stadt, in der man sich in
6ffentlichen Lokalen seinen Wein oder Whiskey unter dem Tisch einschenkt.
Warum? Weil das Trinken in Restaurants nach alter puritanischer An-
cu verpont ist, und in Britisch-Kolumbien durch ein Gesetz verboten
wurde.
Vancouver wächst und wechselt ständig. Ganze Wohnviertel schiessen aus
der Erde, neue Industrien lassen sich nieder, neue Menschen kommen. Trotz-
dem kann es einem passieren, dass man plôtzlich arbeitslos wird, weil die
wichtigsten Industrien — wie Fischerei, Land- und Holzwirtschaft — nur
saisonmässige Beschäftigung bieten. Aber viele Vancouveraner nehmen
diese Gefahr gerne in Kauf, denn ihre Portion an Lokalpatriotismus ist unge-
mein hoch. ‘Ich bau meine Fabrik nicht in Vancouver’, sagte mir vor
Kurzem ein Industrieller aus Montreal. ‘Der Arbeiter in Vancouver legt
zu oft den Hammer nieder, bewundert das tiefe Blau seines Ozeans, das
saftige Griin seiner Rasen, und den funkelnden Schnee der Bergspitzen, er
RE seiner herrlichen Umgebung, und vergisst dabei Hammer und
Nerell er
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