- Project Runeberg -  Mit Livs Eventyr /
647

(1908) [MARC] Author: H. C. Andersen With: Jonas Sigismund Collin
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MIT I.IVS EVENTYR 605

diese wunderbaren Traumbilder einer entschwundenen
Zeit, vielleicht kurz vor ihrem Untergange, zu sammeln
Sorge getragen. — Wie jede andere aus dem Herzen
der Nation hervorgehende Dichtung, spiegeln diese
Mährehen die Volks- und Zeitseele wieder. Der unfreie
Orient erscheint auch in seinen Mährehen gebunden.
Denn, wenn auch häufig ein sittlicher Zweck zu Grunde
gelegt ist oder wenigstens beabsichtigt wird, so regiert
hier doch wesentlich das Unfreie, das Leblose, und ein
Zauberring, eine Wunderlampe, eine Wünschelruthe
be-stimmen das Schicksal. In dem germanischen
Volks-mährchen aber, das überdiss weit mehr individuelles
Leben hat, sind die Elfen, Gnomen und Hexen die
leitenden Mächte — also gute und böse Wesen nach
Menschenweise; wobei dann das Laster seiner Strafe,
die Tugend, nach überstandener Prüfung, ihren Lohn
zu finden pflegt. Alles ruht hier auf einer freieren,
sittlicheren Anschauungsweise, wenn vielleicht auch
in noch so rohem Gewande und zerrissen und
ver-schoben durch das LTngeschick der Ueberliefernden.

Schon vor der Zeit unserer Neuromantiker hatten
M u s ä u s und Herder das Marchen bearbeitet, von
denén der erstere sich an das germanische
Volksmähr-chen, der zweite an das Mährehen des Orients anlehnte.
Aber M u s ä u s, der seine Dichtungen »V o 1 k
s-mährchen« zu benennen beliebte, war weit davon
ent-fernt den schlichten naiven Ton des Volkes zu treffen;
im Gegentheil diente ihm das Mährehen als Mittel,
Opposition gegen die damals in der Poesie herrschende
Sentimentalität zu machen; seine Darstellung, die
kind-lich sein sollte, ist gelehrt, frivol, ironisch. Herder
dagegen, der das Mährehen hoch steilte und von ihm
äusserte, dass es dem menschlichen Herzen seine Dinge

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Project Runeberg, Sun Dec 10 17:09:06 2023 (aronsson) (download) << Previous Next >>
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