- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 1. Der Kampf gegen die Metaphysik

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IO ERNST CASSIRER
gelten. Denn der Gegenstand, auf den sie sich beziehen, enthält mitein-
ander unvereinbare Prädikate und löst sich in eine Reihe widersprechen-
der Bestimmungen auf.
Diese Widersprüche will Hägerström keineswegs ausschliesslich in
denjenigen Gedankenbildungen aufweisen, die bisher in der Geschichte
der Metaphysik hervorgetreten sind. Seine Fragestellung schlägt
einen anderen und viel radikaleren Weg ein. Denn er will die Meta-
physik nicht nur in ihrer expliziten Gestalt •— in der Gestalt, die sie in
den einzelnen philosophischen »Systemen» angenommen hat — be-
kämpfen. Was er zeigen will, ist, dass die Herrschaft der Metapysik
sich viel weiter erstreckt, als es ihre historischen Erscheinungsformen
erkennen lassen. Die Metaphysik herrscht nicht nur bei Platon und
Aristoteles, bei Descartes und Deibniz, bei Fichte oder Hegel. Nicht
minder stark ist der Einfluss, den sie auf das unsystematische »populäre »
Danken und auf das Denken der Wissenschaft ausgeübt hat und noch
ständig ausübt. Und in diesem Einfluss liegt erst ihre eigentliche und
stärkste Gefahr. Die »unbewusste» Metaphysik ist bedenklicher als
die bewusste. Denn während die letztere ihre Schlussfolgerungen klar
und deutlich ausspricht und uns damit den Schlüssel zur Kritik von
selbst in die Hand gibt, waltet jene sozusagen im Dunkeln. Sie ver-
steckt sich unter Aussagen, die auf den ersten Blick einen völlig unver-
dächtigen, einen rein-empirischen Charakter zu besitzen scheinen.
Hägerström will die Metaphysik bis in ihre letzten Schlupfwinkel
verfolgen, und er entdeckt sie an Stellen, wo man sie nicht zu suchen
pflegt. Sie wurzelt nach ihm fest im gewöhnlichen Bewusstsein, und
sie breitet sich deshalb wie ein Gedankenschleier nicht nur über die
Philosophie, sondern überhaupt über alles, was Wissenschaft heisst.
Wenn wir, in der Sprache des täglichen Bebens wie in der der Wissen-
schaft, von »Dingen» und »Eigenschaften» reden, wenn wir in der
modernen Naturwissenschaft die Begriffe von »Materie » und Bewegung »
brauchen, wenn wir in der Moralphilosophie von objektiven Normen
sprechen, wenn wir in der Jurisprudenz das geltende Recht auf einen
staatlichen Willen gründen: so ist dies alles eine zwar verhüllte, aber
in eben dieser Verhüllung nur um so gefährlichere Metaphysik.1) Und
da alle »metaphysischen» Vorstellungen nach Hägerström keinerlei
Wirklichkeitsgehalt in sich schliessen, sondern einfach in das Reich
b Vgl. Selbstdarst., S. 26 ff., 34 ff.

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