- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 1. Der Kampf gegen die Metaphysik

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AXEL HÄGERSTRÖM 17
grosse Rolle gespielt; aber die objektive Kritik, die rein an dem sach-
lichen Gehalt der Probleme, nicht an dem Streit der Schulen interes-
siert ist, darf sich durch sie nicht beirren lassen. »Kein Bedenken,
welches überhaupt Eindruck auf unseren Geist macht — so hat Hein-
rich Hertz einmal gesagt — kann dadurch erledigt werden, dass es als
metaphysisch bezeichnet wird; jeder denkende Geist hat als solcher
Bedürfnisse, welche der Naturforscher metaphysisch zu nennen ge-
wohnt ist. »x) Müssten wir die Hägerström’sche Erklärung wörtlich
nehmen, so würde durch sie die gesamte bisherige Geschichte der
Philosophie gewissermassen in ein Trümmerfeld verwandelt. Platons Dia-
loge, Aristoteles’ Schriften, Descartes’ »Meditationen», Spinozas Ethik,
Hegels »Phaenomenologie des Geistes», würden dann für uns nichts
anderes als eine Zusammenstellung von Worten sein -— von Worten,
mit denen keiner dieser Denker irgend etwas gemeint hat, ja auch nur
meinen konnte. Aber werden wir damit dem historischen Phaenomen
gerecht, das wir mit dem Namen der »Metaphysik» zu bezeichnen
pflegen? Zeigt uns dieses Phaenomen wirklich nur ein Spiel mit Worten,
oder enthält es nicht ein dauerndes Ringen um bestimmte sachliche
Probleme? Diese Probleme können wir auch dann als solche anerken-
nen und sie in ihrer sachlichen Bedeutung erfassen und verstehen,
wenn wir die Dösungen, die für sie gegeben worden sind, kritisch
bestreiten. Die echten, die wahrhaft originalen metaphysischen Ge-
danken sind niemals leere Gedanken, Gedanken ohne Inhalt ge-
wesen. Bei Platon, bei Aristoteles, bei Descartes, bei Eeibniz, bei
Spinoza, bei Fichte, bei Schelling, bei Hegel finden wir, wenn wir ihre
Systeme bis zu der Wurzel zurückverfolgen, aus der sie entsprungen
sind, immer einen bestimmten Inhalt, eine Grund- und Uranschauung,
der ihre Begriffe entstammen und aus der sie sich ständig nähren.
Platon ist der Erste, der in voller Schärfe und Klarheit das Problem der
logischen und der mathematischen ’Form’ entdeckt; und seine Ideen-
lehre ist der Versuch, diese ’Form’ in ihrer Allgemeinheit und Not-
wendigkeit und ihrer systematischen Geschlossenheit verständlich zu
machen. Aristoteles geht vom Phaenomen des Lebens und des orga-
nischen Werdens, also von den Grundphaenomenen der biologischen
Erkenntnis, aus, und, um ihnen gerecht zu werden, schafft er seine
Grundbegriffe von ’Möglichkeit’ und ’Wirklichkeit’ und seinen Be-
griff der ’Entelechie.’ Descartes begründet eine neue Auffassung der
x) Heinrich Hertz, Die Prinzipien der Mechanik, Leipzig 1894, S. 27.
Göteb . Högsk. Arsskr. XLV: 1 2

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