- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 2. Die Kritik des Subjektivismus

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28 ERNST CASSIRER
begriffe der Erkenntnis auf eine Art von psychologischem Denkzwang
gründen wollte, der sich in ihnen auswirkt. Eine solche Beweisführung
vermöchte die Skepsis nicht umzustossen, sondern käme ihr vielmehr
aufs äusserste entgegen. Der Kausalbegriff z. B. würde falsch sein, wenn
er nur auf einer beliebigen uns eingepflanzten subjektiven Notwendig-
keit, gewisse empirische Vorstellungen nach einer solchen Regel des
Verhältnisses zu verbinden, beruhte. »Ich würde nicht sagen können:
die Wirkung ist mit der Ursache im Objekte, (d. i. notwendig) verbunden,
sondern ich bin nur so eingerichtet, dass ich diese Vorstellung nicht
anders als so verknüpft denken kann; welches gerade das ist, was der
Skeptiker am meisten wünscht; denn alsdenn ist alle unsere Einsicht
durch vermeinte objektive Gültigkeit unserer Urteile nichts als lauter
Schein, und es würde auch an Deuten nicht fehlen, die diese subjektive
Notwendigkeit (die gefühlt werden muss) von sich nicht gestehen wür-
den; zum wenigsten könnte man mit niemandem über dasjenige ha-
dern, was bloss auf der Art beruht, wie sein Subjekt organisiert ist. ft1)
Dass diese streng-objektive Tendenz der kritischen Erkenntnislehre
nicht sogleich in ihrer vollen Bedeutung erfasst wurde, dass sich viel-
mehr die Interpretation immer wieder auf den Nebenweg und Abweg
der Ableitung der Grundbegriffe aus der »psychologischen Organisation
des Menschen» abdrängen Hess: dazu trug gerade jener Umstand bei,
der für die Erneuerung und Wiederbelebung der Kantischen Studien in
den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entscheidend ins Ge-
wicht fiel. Die »Rückkehr zu Kant» ist in Deutschland durch die Na-
turwissenschaft angebahnt worden; und ihr ist es zu danken, dass das
allgemeine Interesse wieder auf die »Kritik der reinen Vernunft», als
das Grundbuch der modernen Erkenntnistheorie, gelenkt wurde. Seit-
dem die Naturwissenschaft endgültig mit der spekulativen Philosophie
gebrochen hatte, war sie mehr und mehr in ein rein materialistisches
Fahrwasser geraten. Der Materialismus schien das einzige Mittel zu sein,
um sich endgültig aus den Banden der Schellingschen und Hegelschen
Naturphilosophie zu befreien, um eine exakte Philosophie der Naturwis-
senschaft zu begründen. Im populären Bewusstsein wurden »Materia-
lismus» und »Naturwissenschaft» fast gleichbedeutende Begriffe: Werke
wie Büchners »Kraft und Stoff» erschienen gleichsam als das philoso-
phische Gesetzbuch des naturwissenschaftlichen Denkens. Was über
den Rahmen dieses Gesetzbuches hinausging, wurde nicht nur der Meta-
b ibid., S. 168 (S. W. III, 136).

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