- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
57

(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
Table of Contents / Innehåll | << Previous | Next >>
  Project Runeberg | Catalog | Recent Changes | Donate | Comments? |   

Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Die Moralphilosophie

scanned image

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Below is the raw OCR text from the above scanned image. Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan. Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!

This page has never been proofread. / Denna sida har aldrig korrekturlästs.

AXEE HÄGERSTRÖM 57
eine Wissenschaft von den moralischen Bewertungen in ihrem ge-
schichtlichen Wachstum, gestützt auf eine psychologische Analyse und
geleitet von einem kritisch-philosophischen Eindringen in die hier wirk-
samen Ideen. » Die Sonne der Moralphilosophie muss demnach nach
Hägerström sozusagen über Gerechte und Ungerechte scheinen. Denn
als Wissenschaft kann sich eine solche Philosophie nur behaupten, wenn
sie selbst nicht wertet, sondern erkennt, d. h. aber, wenn sie sich
jenseits von Gut und Böse stellt. Ebensowenig wie die Moralphilosophie
zeigen kann, dass gewisse Regeln befolgt werden müssen, kann sie
zeigen, dass man ihnen nicht folgen soll, und dass andere Prinzipien
des Handelns an ihre Stelle zu treten haben. »Moralvetenskapen kan
icke vara en lära i moral utan blott en lära om moralen. »*)
Damit ist im Gebiet der moralischen Ideen ein völliger Relativismus
zum Grundprinzip erhoben. Hägerström verwahrt sich am Schluss
seiner Antrittsvorlesung »Om moraliska föreställningars sanning»
dagegen, dass damit eine Moral des »Übermenschen» oder eine »sophi-
stische» Moral verteidigt werden solle. Was den ersteren Punkt an-
langt, so wird man ihm hierin ohne weiteres zustimmen müssen. Denn
Nietzsches Moral hat einen durchaus imperativischen Charakter, sie
will bestimmte Gesetzestafeln stürzen, um andere an ihre Stelle zu
setzen; sie will wert-schaffend sein und somit eben jene Funktion er-
füllen, die Hägerström prinzipiell bestreitet. Anders dagegen steht es
mit der sophistischen Moral. Zwischen ihr und Hägerström vermag
ich einen eigentlichen, systematischen Wesensunterschied nicht zu ent-
decken. Ich muss, um nicht missverstanden zu werden, freilich beto-
nen, dass ich mit dieser Behauptung keinerlei Urteil über die Wahr-
heit oder Falschheit, über Wert oder Unwert von Hägerströms Moral-
philosophie fällen will; es soll sich lediglich um die Festellung eines
historischen Tatbestandes handeln. Die Sophistik wollte — zum
mindesten in der Gestalt, in der sie uns bei ihren konsequenten Theore-
tikern entgegentritt —■ keineswegs eine Rechtfertigung oder Verherr-
lichung des »Egoismus» sein; sie geht vielmehr von der These der
Äquivalenz aller moralischer Vorstellungen aus. Der Mensch wird
als Mass aller Dinge erklärt: die Ethik wird in Psychologie und Anthro-
pologie aufgelöst. Und eben diese Auflösung ist es, die auch Häger-
ströms Moralphilosophie kennzeichnet, und die ihr ihr gedankliches
Gepräge gibt. Eine Eehre »von» der Moral kann nach ihm keinen
*) Om moraliska föreställningars sanning, S. 38 f.

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Project Runeberg, Sat Dec 9 18:24:11 2023 (aronsson) (download) << Previous Next >>
https://runeberg.org/casshaeg/0063.html

Valid HTML 4.0! All our files are DRM-free