- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Die Moralphilosophie

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6o ERNST CASSIRER
Was in dieser Weise bestimmbar ist, ist nicht ihr Gehalt, ist nicht ihr
»Sein an sich», sondern nur die psychischen Vorgänge, in denen wir so
etwas wie einen »Wert» zu erfassen glauben. Diese Vorgänge sind als
konkrete Tatsachen aufweisbar; aber sie haben nur insofern einen be-
stimmten Inhalt, als wir keinen Versuch machen, sie aus dem Zusam-
menhang des individuellen psychischen Geschehens zu lösen. Sobald
wir eine solche Doslösung versuchen, sobald wir den Werten statt eines
subjektiven Daseins »in uns» ein objektives Sein zusprechen, haben
wir damit eine Hypostasierung begangen, die uns notwendig wieder in
alle Gefahren und Widersprüche der Metaphysik verstricken muss.
Die Philosophie hat sich nach Hägerström dieses Dilemma bisher
durch Ausflüchte und Scheinlösungen verschleiert. Um den mora-
lischen Urteilen irgend eine objektive Bedeutung zu sichern, musste sie
eine neue Welt erdenken und die Werte gleichsam in dieser tjberwelt
ansiedeln. So allein schien ihre Partikularisierung, ihre Bindung an
ein »Hier» und »Jetzt» überwunden werden zu können. Das »Hier»
wird überwunden, indem man den Werten ein »ideales» Sein zuspricht,
und indem man dieses Sein des Guten, des Schönen, des Gerechten »an
sich», mit Platon, an einen »überhimmlischen Ort» {vTCEQovoâvioç
TÔnoç) verlegt. Das »Jetzt» wird als Bedingung beseitigt, indem man
ihnen einen absoluten, zeitlosen Charakter beilegt, indem man sie für
»ewige Werte» erklärt. Und ist man einmal so weit gelangt, so muss
man sich nach einem metaphysischen Substrat Umsehen, dem diese
zeit- und raumlosen Qualitäten anhaften. Man muss das endliche
empirische Sein überschreiten und zu einem unendlichen Bewusstsein
seine Zuflucht nehmen, das man als den eigentlichen Träger der Werte
ansieht. Jede Behauptung »objektiver» Werte treibt uns daher un-
vermeidlich von der Psychologie wieder in die Metaphysik und in die
Theologie zurück. Aber noch eine andere »Hypostase» ist es, die uns
in diesem Zusammenhang immer wieder begegnet. Wenn man sich
scheut, die praktischen Werte unmittelbar aus Gott herzuleiten und
auf den göttlichen Willen als ihren eigentlichen Rechtsgrund zu ver-
weisen, — wenn man statt dieser transzendenten Begründung eine im-
manente Begründung geben will, so pflegt man sie aus dem »Staats-
willen » abzuleiten. Aber damit diese Ableitung Stand hälft, muss man
zuvor den Staat selbst zu einem »sterblichen Gott » gemacht haben. Man
muss ihm ein selbständiges geistiges Sein zusprechen, das »vor» den
Individuen und ihnen an Macht und Würde bei weitem überlegen ist.

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Project Runeberg, Sat Dec 9 18:24:11 2023 (aronsson) (download) << Previous Next >>
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