- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Die Moralphilosophie

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AXËE HÄGERSTRÖM 71
Fragen des politischen und sozialen Lebens führt. Die Reflexion erhebt
jetzt nicht nur den Anspruch, die einzelnen Regeln und Normen auf
ihre Widerspruchslosigkeit und ihren inneren Zusammenhang zu prüfen.
Sie verlangt die Erforschung ihres »Grundes», und sie erklärt, dass
ohne die Einsicht in diesen Grund das sittliche Leben in sich selbst
haltlos ist. Das »unerforschte Leben» ist — wie Sokrates in der Pla-
tonischen Apologie sagt — für den Menschen nicht lebenswert: d âveÇé-
raozoç ßlog ov ßuozog ävOqömco (Apolog. 38 A). Schroffer als es hier
geschieht, kann die Ablösung vom Gefühl nicht vollzogen werden, und
weiter als hier scheint die Hybris des Denkens, des Begriffs nicht gehen
zu können. Es ist nur eine Folgerung hieraus, wenn schliesslich in
der Sokratik alle Schuld des Willens bestritten und allein dem Denken
zur Last gelegt wird. Ovôslç exwv ajuagrdrei — die Verfehlung
stammt nicht aus dem Willen, sondern aus der mangelnden Einsicht,
aus dem Irrtum des Verstandes. Damit ist alles Praktische in das
Theoretische aufgelöst und in dasselbe gewissermassen zurückge-
nommen.
Aber gerade dieser erste Ansatz der klassischen griechischen Ethik
enthält, wenn wir Hägerströms Anschauung folgen, den entscheidenden
Fehler, der sich seitdem auf die gesamte Folgezeit vererbt hat. Dieser
Fehler fällt nicht etwa der Moralphilosophie als solcher zur Last; er
ist vielmehr ein ganz primitiver logischer Denk- und Schlussfehler.
Wir können an den Willen nicht die Forderung stellen, sich vor der
Vernunft zu »rechtfertigen» und seinen eigenen »Logos» aufzuweisen,
ohne damit jene typische Verwechslung zu begehen, die die Logik als
eine fieräßaaig slg lu.Io yévoç kennzeichnet. Der Wille hat eben
sein spezifisches Sein und seinen spezifischen Charakter darin, dass
er eine solche Forderung nicht kennt und anerkennt. Er setzt sich
über alle »Begründung» hinweg und setzt sich selbst an ihre Stelle:
»stat -pro ratione voluntas». Der Hauptgrund, den Hägerström für diese
Ablehnung jeglicher Objektivität auf ethischem Gebiet anführt, besteht,
wie wir gesehen haben, darin, dass eine solche Objektivität ohne Angabe
eines bestimmten Objektkreises, auf den sich die angebliche praktische
Erkenntnis beziehen könnte, sinnlos wird. Ein solcher aber lässt sich
nicht finden: denn die Welt ist gewissermassen »weggegeben» an das
theoretische Denken und Urteilen. Neben dem Inbegriff der räumlich-
zeitlichen Gegenstände, die die Inhalte dieses Denkens bilden, ist für
eine andere Welt kein Platz. Aber hier drängt sich uns zunächst ein

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