- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Die Moralphilosophie

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72 ERNST CASSIRER
Bedenken auf, das sich ergibt, wenn wir auf die Grundlagen von Häger-
ströms eigener Erkenntnislehre zurückblicken. Wie hatte diese Er-
kenntnislehre den Begriff der Realität bestimmt? Die Bestimmtheit
der besonderen Erfahrungselemente durch Begriffe — so hatte Häger-
ström erklärt — ist eigentümlicher Natur. »Sie schliesst das Vor-
handensein einer Regel für die Synthese oder Zusammengehörigkeit
von Begriffen in sich . . . Der einzelne sinnliche Gegenstand ist eine
solche Regel. Seine Einheit ist die Einheit der Regel, und seine Indi-
vidualität ist die vollständige Bestimmtheit der Regel in dem Sinne,
dass von zwei kontradiktorisch entgegengesetzten Begriffen die Zuge-
hörigkeit des einen zu der fraglichen Synthese bejaht und die des an-
deren verneint werden muss».1) Für Hägerström sind also nicht, wie
für einen dogmatischen »Realismus», die theoretischen Begriffe deshalb
wahr, weil ihnen sinnliche Gegenstände entsprechen, die sie in sich ab-
bilden. Es gilt vielmehr das Umgekehrte, dass das, was wir den »Gegen-
stand der Erkenntnis » nennen, erst durch Begriffe konstituiert
wird; da sich nicht angeben lässt, was ein »sinnliches Ding» bedeuten
soll, wenn wir hierbei nicht eine »Einheit der Regel» voraussetzen, die
verschiedenartige Bestimmungen auf einander bezieht und mit einander
zusammenfasst. Der Begriff dieser Regel ist also die Bedingung und
das logische Prius für die Anwendung des Dingbegriffs. Daraus aber
ergibt sich, dass »Objektivität» •—• wenn wir Hägerströms eigene Defi-
nition annehmen — keineswegs dasselbe, wie materielle, sinnlich empi-
rische Wirklichkeit ist. Der Schwerpunkt des Begriffs der Objektivität
liegt, nach Hägerström, nicht in den sinnlichen Gegebenheiten als
solchen, sondern in ihrer Kohaerenz und widerspruchslosen Ordnung.2)
Blicken wir von hier aus auf die Probleme der praktischen Philosophie
hin, so wird auch in ihnen die Frage nicht so gestellt werden können,
dass wir untersuchen, ob es irgend welche empirischen Dinge oder
Dingqualitäten gibt, die unseren Werturteilen »entsprechen». Sie
lautet vielmehr lediglich, ob es möglich ist, an Bewertungen oder
Handlungen einen gewissen Maasstab anzulegen und gemäss dem-
selben ein bestimmtes Prinzip der Über- und Unterordnung für
sie zu gewinnen. Hägerström selbst scheint einen derartigen
Gedanken nicht völlig abzulehnen. »Warum sollte nicht» — so
erklärt er einmal — »der einzelne, der sich der Folgen ungezügelter
ü Prinz, d. Wiss., S. 62.
2) Vgl. z. B. Prinz, der Wissenschaft, S. 59 ff.

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