- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Die Moralphilosophie

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74 ERNST CASSIRER
Dass auch der Marxismus, unbeschadet seines ökonomischen Materialis-
mus und trotz seiner Verachtung aller »Ideologie », eine solche Teleologie
in sich schliesst, und dass er in diesem Sinne eine »Moral» enthält, für
die er objektive Gültigkeit in Anspruch nimmt, hat Hägerström in
einer eigenen Untersuchung in sehr scharfsinniger Weise erwiesen.1) Ja,
er geht so weit, diese soziale Teleologie geradezu als den menus rerum »
des Marxismus zu bezeichnen.2) Aber er selbst kann offenbar diesen
Weg nicht gehen, da er damit doch wieder »eine Lehre in der Moral»,
statt eine »Lehre von der Moral» geben, also seinem Grundprinzip
widerstreiten würde.
Die Frage nach der Möglichkeit einer »objektiven» Moral kann daher
nicht lauten, ob unseren Urteilen auf diesem Gebiete irgendwelche
an sich seiende »Wertqualitäten » entsprechen, die ihren theoretisch-
konstatierbaren physischen Qualitäten zu vergleichen sind. Wir fragen
hier nicht nach solchen Substraten, sondern wir fragen danach, ob alle
Äusserungen des »praktischen Bewusstseins» einander gleichwertig, ob
sie lediglich »disiecta membra» sind, oder ob auch zwischen
ihnen die Möglichkeit eines Zusammenhangs, einer Gliederung, einer
Über- und Unterordnung besteht. Herrscht hier lediglich die Disparatheit
des Gefühls, oder gibt es auch hier den Fortgang zu »Begriffen», d. h.
zu immer weiteren Einheitsbildungen? Lediglich in diesem Sinne
und im Hinblick auf eine solche mögliche Synthesis können wir
auch im praktischen Gebiet von »Objektivität» sprechen — so wie ja
auch der Dingbegriff selbst nichts anderes als »eine Regel für die Synthese
oder Zusammengehörigkeit» in sich schliessen sollte. »Objektivierung»
bedeutet in jedem Falle Vereinheitlichung, und diese letztere erfolgt
dadurch, dass der »besondere» Fall unter Gesetze gestellt und gemäss
denselben bestimmt wird. Das Problem lautet also, ob und wie weit
eine solche Bestimmung nicht nur im Bereich der theoretischen, son-
dern auch in dem der praktischen Erkenntnis möglich ist. Die theore-
tische Erkenntnis bezieht sich auf die Ordnung der Wahrnehmungs-
welt, und sie sucht diese Wahrnehmungswelt als ein in sich geschlos-
senes Ganzes zu erweisen —• als eine »Natur», die unter bestimmten
Regeln steht. Die praktische Erkenntnis sucht nicht nach derartigen
Regeln des empirischen Daseins oder Geschehens, sondern nach Regeln
für das Wollen und für das Tun. Sie hat es, Kantisch gesprochen,
1) Social teleologi i marxismen (1909); vgl. bes. S. 39 ff.
2) ibid., S. 66.

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