- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Die Moralphilosophie

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AXEL HÄGERSTRÖM 75
nicht mit einem Reich der Natur, sondern mit einem »Reich der
Zwecke» zu tun. Kant hat beide Reiche nach ihrem metaphysischen
Sinn und Ursprung streng von einander getrennt: er stellt der Natur,
dem Gegenstand der Erfahrung, dem »mundus sensibilis», die Welt
der Freiheit, den »mundus intelligibilis » gegenüber. Aber auch
wenn wir ihm auf diesem metaphysischen Wege der Grundlegung der
Ethik nicht folgen, so bleibt doch das methodische Problem zurück, das
er gestellt hat. Die Frage ist, ob es auch im Gebiet des Willens jene
Möglichkeit der Einheitssetzung gibt, die für alle theoretische Erfahrung
die eigentliche, konstitutive Voraussetzung bildet. Besteht diese
Möglichkeit nicht — dann kann es freilich weder eine Wissenschaft
noch eine Philosophie der Moral geben; denn aus subjektiven Vor-
stellungen oder Gefühlen kann sich ebensowenig eine Wissenschaft
wie eine Philosophie gestalten.
Die theoretische Realität steht unter dem allgemeinen Gesetz, das
von Hägerström als das der »Selbstidentität» bezeichnet wird. Dies
Gesetz besagt, dass es innerhalb der Erfahrung nichts schlechthin
Einzelnes gibt, sondern dass alles sich »zum Ganzen webt», dass jede
besondere Wahrnehmung ihre Stelle im Erfahrungszusammenhang
besitzt und sich dem letzteren widerspruchlos einfügen lässt. Häger-
ström sucht, wie wir gesehen haben, für diese Erklärung der Realität
keinen »Beweis» und keine Ableitung aus einem höheren Prinzip zu
geben; er spricht von ihr als einer »nicht weiter auflösbaren Intuition. »1)
Aber hier könnte sich uns die Frage aufdrängen, wie, unter Vorausset-
zung dieser »Intuition» der Wirklichkeit, das Wirkliche jemals zum
philosophischen Problem werden konnte? Warum hat die Philosophie,
statt bei dieser einfachen Uranschauung stehen zu bleiben, immer
wieder nach dem »Grunde» des Seins und nach dem »Grunde» der
Wahrheit gefragt? Es ist offenbar das Phänomen der Täuschung und
des Irrtums gewesen, das stets von neuem auf diese Frage hinführte.
Denn selbst wenn man annimmt, dass die Uranschauung der »Wirk-
lichkeit», als der gesetzlichen Ordnung der Erfahrungswelt, feststeht,
so müssen wir doch immer wieder erkennen, dass eben diese Ord-
nung, kaum dass wir sie erfasst und und uns ihrer versichert zu haben
glauben, uns gewissermassen wieder unter den Händen verschwindet, —-
dass das, was wir bisher als real und objektiv betrachtet haben, sich in
einen blossen Schein auflöst. Die durchgängige Einheit und Wider-
*) Pr. d. Wiss., S. 88, vgl. ob. S. 21

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