- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Die Moralphilosophie

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78 ERNST CASSIRER
Es handelt sich in ihm nicht darum, ein »Absolutes» jenseits der Er-
fahrungswelt zu ergreifen; es handelt sich vielmehr darum, die Erfah-
rungswelt selbst in ihrer Ganzheit, als durchgängige Einheit unter
universellen Gesetzen, zu begreifen.1)
Dies alles müssen wir uns gegenwärtig halten, um die Frage zu be-
antworten, in welchem Sinne innerhalb der praktischen Sphaere eine
»objektive» Erkenntnis möglich ist. Der Maasstab kann auch hier
nur in der Einheit und Universalität liegen; aber diese Universalität
bezieht sich nicht auf das Vorstellen, sondern auf das Wollen; sie be-
trifft nicht die logische Einheit von Denksetzungen, sondern die Ein-
heit von Zielsetzungen. Jedes Moralsystem schliesst derartige Zielset-
zungen in sich, und jedes betrachtet sie in irgend eine Weise als objektiv
verbindlich. Aber der Anthropozentrismus ist in der Ethik noch weit
schwerer zu überwinden als in der Naturerkenntnis, denn was kann
und was will die Ethik anders sein als eine »Delire vom Menschen? »
Der Mensch, von dem in der Fragestellung der Ethik die Rede ist,
wird jedoch von Anfang an nicht als blosses psychophysisches Einzel-
wesen, sondern als soziales Wesen gedacht. Er steht in einer Gemein-
schaft und empfängt von ihr die Regeln seines Handelns. Je weiter
wir in der Entwicklungsgeschichte zurückgehen, um so deutlicher und
um so unausweichlicher zeigt sich dieser Zwang, den der soziale Ver-
band auf den Einzelnen ausübt. Sitte und Brauch erscheinen zunächst
als das einzig-Objektive, und diesem Objektiven gegenüber gibt es
keine Freiheit und keine Spontaneität. Aber auch hier setzt ein
Prozess ein, der allmählich die Fessel lockert. In dem Moment, in
dem verschiedene menschliche Gemeinschaften einander begegnen und
zu einander in Beziehungen treten, erhebt sich ein neues Problem.
Die bisherige Perspektive verschiebt sich. Denn was vom Standpunkt
der einen Gemeinschaft galt, gilt nicht von dem der anderen. Diese
Divergenz kann hier, in der Welt des Wollens und Tuns, nicht durch
Begriffe aus der Welt geschafft werden; sie muss durch Kämpfe
entschieden werden. Jeder Einzelkreis sucht sich zu behaupten, und
er sucht, was ihm entgegensteht, zu vernichten und zu unterdrücken.
Aber es zeigt sich, dass selbst diese physische Unterdrückung nicht
möglich ist, ohne dass dabei der Sieger in eine bestimmte ideelle
Abhängigkeit von dem Besiegten gerät. Denn jede Expansion, jede
x) Zur näheren Begründung vgl. meine Schrift »Determinismus und Indeter-
minismus in der modernen Physik» (Göteborgs Högsk. Årsskrift, 1936: 3, S. 160 ff.)

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