- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
77

(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
Table of Contents / Innehåll | << Previous | Next >>
  Project Runeberg | Catalog | Recent Changes | Donate | Comments? |   

Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Die Moralphilosophie

scanned image

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Below is the raw OCR text from the above scanned image. Do you see an error? Proofread the page now!
Här nedan syns maskintolkade texten från faksimilbilden ovan. Ser du något fel? Korrekturläs sidan nu!

This page has never been proofread. / Denna sida har aldrig korrekturlästs.

AXEE HÄGERSTRÖM 77
schauung als die »wahre» Grösse eines Objekts, als die »wahre» Farbe
eines Sehdings u. s. f. bezeichnen.1) Aber die begriffliche Arbeit der
Wissenschaft muss freilich auf diesem Wege viel weiter gehen. Sie
muss die Forderung der Konstanz weit schärfer fassen und weit ern-
ster nehmen. Sie will nicht nur bestimmte Phaenomene herausheben,
die vom Standpunkt des einzelnen Subjekts relativ gleichbleibend
sind, sondern sie will eine »gemeinsame» Welt für alle Subjekte auf-
bauen. Und um diese Aufgabe erfüllen zu können, muss sie sich zu
immer weiteren Opfern entschliessen. Die Wahrnehmungserkenntnis
als solche kann zwar niemals aufgegeben oder verleugnet werden;
aber ihr Wirklichkeitsanspruch muss immer schärfer geprüft und ihre
Fundamente müssen, auf Grund dieser Prüfung, immer tiefer gelegt
werden. Die unmittelbaren Inhalte der Wahrnehmung sinken jetzt
zu »sekundären Qualitäten» herab, die in dem Weltbild, das die natur-
wissenschaftliche Erkenntnis aufbaut, durch andere Momente, durch
rein quantitative Bestimmungen, ersetzt werden müssen. Aber auch
hierbei bleibt der Prozess der Objektivierung nicht stehen. Es konnte
eine Zeit lang scheinen, als habe die »mechanische Naturwissen-
schaft» das Ziel erreicht; als habe sie einen letzten und endgülti-
gen Gegenstandsbegriff gewonnen. Aber die Entwicklung der mo-
dernen Physik hat uns gezeigt, dass die Grenze abermals hinausge-
rückt werden muss. Um zu einer wahrhaft umfassenden und einheit-
lichen Naturbeschreibung zu gelangen, müssen wir uns entschliessen,
gewisse Elemente zu relativieren, die früher für absolut galten. Es
zeigt sich z. B., dass die Masse eines Körpers, die man als eine absolute
Konstante ansah, von der Geschwindigkeit abhängt; es zeigt sich, dass
wir für Länge und Zeitdauer verschiedene Werte erhalten, wenn
wir für die Messung verschiedene Bezugssysteme zu Grunde legen.
Aber die Objektivität, nach der die naturwissenschaftliche Erkenntnis
strebt, wird dadurch keineswegs zerstört; sie wird vielmehr fortschrei-
tend gesichert. Als echte »Invarianten» und damit als das eigentliche
Gerüst der Objektivität erscheinen jetzt diejenigen Gesetze der Natur,
die in beliebig bewegten Bezugssystemen in gleicher Weise gelten.
Und damit wird erst völlig deutlich, was das Streben nach Objektivität
eigentlich besagt, und wie es logisch und methodisch zu definieren ist.
b Die erkenntnistheoretische Bedeutung dieser ’Konstanzphaenomene’ habe ich
in einem Aufsatz behandelt, der demnächst im ’Journal de Psychologie’ erscheinen
wird.

<< prev. page << föreg. sida <<     >> nästa sida >> next page >>


Project Runeberg, Sat Dec 9 18:24:11 2023 (aronsson) (download) << Previous Next >>
https://runeberg.org/casshaeg/0083.html

Valid HTML 4.0! All our files are DRM-free