- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 4. Recht und Mythos

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92 ERNST CASSIRER
Aristoteles, bei den Stoikern: überall findet er den Einfluss des »primiti-
ven Animismus »*). Nun braucht irgend ein Einschlag mythischer Motive
bei all diesen Denkern nicht bestritten zu werden. Er war, geschichtlich
gesehen, unvermeidlich; denn er ergab sich aus der spezifischen Aufgabe,
die das griechische Denken zu erfüllen hatte. Auch dieses Denken ist
nicht aus dem Nichts erwachsen; es konnte nicht mit rein begrifflichen
Konstruktionen beginnen, sondern musste sich aus der Anschauung
nähren, die in der Epoche des Griechentums nicht rein empirische, son-
dern mythische Anschauung war. Aber die wesentliche und die eigent-
lich »klassische» Leistung des griechischen Denkens besteht darin, dass
es dem Mythos, an den es überall anknüpfen muss, und in den es noch
vielfältig verstrickt ist, gewissermassen Schritt für Schritt Boden abge-
winnt. Mitten im Kreise desselben bereitet sich jetzt die entscheidende
Umbildung vor. Die Grösse der Pythagoreer liegt nicht in dem, was sie
über den mystisch-magischen Charakter der Zahlen lehren. Sie liegt
darin, dass sie die Zahl als reines Erkenntnisprinzip entdecken, und dass
sie von hier zu dem Gedanken der Arithmetik als theoretische Wissen-
schaft fortschreiten. Auch die Leistung, die Euklid in der Systemati-
sierung der Geometrie vollbracht hat, wäre ohne die philosophische
Arbeit Platons und der Platonischen Akademie nicht möglich gewesen.
Was die Griechen entdeckt haben, ist somit die reine »Form» der theo-
retischen, der deduktiven Wissenschaft überhaupt, und ihre Logik und
Dialektik dient diesem Ziele. Aber sie sind hierbei nicht stehen geblie-
ben; sie haben in ihrer Medizin auch das erste Musterbild einer streng-
empirischen Wissenschaft aufgestellt. Die Hippokratische Medizin ver-
drängt die magische: sie zuerst weiss die Krankheiten an ihren natür-
lichen Merkmalen zu erkennen und sie aus ihren natürlichen Ursachen
zu erklären, statt sie auf dämonisch-göttliche Kräfte zurückzuführen.
Die Römer haben diesen grossen theoretischen Leistungen nichts
Gleichwertiges an die Seite zu stellen, denn ihr Denken bewegt sich nicht
im Kreise der reinen Betrachtung, der theoretischen Spekulation. Aber
statt dessen erfassen sie eine andere und neue Aufgabe. Sie suchen die
Einheitsforderung, der die Griechen in der Anschauung des Seins genügen
wollten, im Reich des Handelns zur Geltung zu bringen. Und dadurch
werden sie zu den ersten Logikern des Rechts. Der Stoff der römischen
Rechts nährt sich, wie Hägerström an mannigfachen Beispielen — am
9 ibid., S. 278 ff.

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