- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 5. Zur »Logik der Geisteswissenschaften»

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no ERNST CASSIRER
gerström auch jede Möglichkeit einer »Geisteswissenschaft)). Br
scheint schon dem Namen einer solchen Wissenschaft zu misstrauen;
denn er glaubt in ihm gewisse »animistische » Anklänge zu spüren.
»Überhaupt ist alles, was Geisteswissenschaft heisst», — so sagt er —
»mag sie das Ich, die Gesellschaft, den Staat, die Moral oder die Religion
betreffen, nur ein intellektuelles Spiel mit Gefühlsausdrücken, als ob
damit etwas Reales bezeichnet würde. Man setzt bei der Annahme
der Möglichkeit einer solchen Wissenschaft voraus, dass das Gefühl
selbst Erkenntnis in sich schliessen könne».1)
Hume beschliesst die skeptische Kritik des Kausalbegriffs, die er im
»Enquiry concerning human understanding» giebt, mit der Aufforde-
rung, eine praktische Anwendung von dem Ergebnis zu machen, zu
dem die theoretische Untersuchung geführt hat. »Durchmustern wir»
—- so sagt er — »von diesen Prinzipien überzeugt, unsere Bibliothe-
ken: welche Verwüstung müssten wir in ihnen nicht anrichten! Wenn
wir irgend einen Band z. B. aus der Theologie oder der Schulmetaphy-
sik zur Hand nehmen, so lasst uns fragen: »Enthält er irgend eine ab-
strakte Schlussfolgerung, die sich auf Grösse oder Zahl bezieht? Nein.
Enthält er irgend eine experimentelle Feststellung über Tatsächliches und
Wirkliches? Nein. Also ins Feuer damit: denn er kann nichts als
Sophisterei und Täuschung enthalten! » Wenn wir, mit Hägerströms
Kriterium der Wissenschaftlichkeit ausgerüstet, an eine Prüfung unserer
Büchereien gingen, so müsste, wie mir scheint, die Verwüstung noch
von ganz anderer und von viel umfassenderer Art sein. Sie würde sich
keineswegs auf die Werke der Theologie oder der Metaphysik beschrän-
ken, sondern müsste alles ergreifen, was ausserhalb des Kreises der Na-
turwissenschaft, als der eigentlichen und einzigen Wirklichkeitswissen-
schaft, steht. Das Werk Humes würde in diese Vernichtung einbezo-
gen werden müssen. Denn Hume war Historiker; und gehört nicht die
Geschichte zu den »Geisteswissenschaften», ja bildet sie nicht die ei-
gentliche methodische Grundlage für dieselben? Aber auch bei den Wis-
senschaften vom Ich, von der Gesellschaft, vom Staat, von der Moral
oder der Religion könnten wir nicht stehen bleiben. Wir müssten mit
dem gleichen Recht auch alle Sprachwissenschaft, sofern sie sich nicht
blos auf Phonetik oder Dautphysiologie beschränkt, alle Kunstwissen-
schaft, sofern sie nicht blos von Gefühlen handelt, sondern sich in
einer Analyse der Werke der Kunst versucht, der Vernichtung preis-
1) Selbstdarst., S. 48.

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