- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 5. Zur »Logik der Geisteswissenschaften»

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AXEL HÄGERSTRÖM III
geben. Und was wird aus der Litteraturwissenschaft, der Philologie,
der Archäologie? Sollten wir dies alles als eitel Blendwerk und So-
phisterei erklären und das Hume’sche Wort: »Commit it then to the fla-
mes» darauf anwenden? Dass bei einer so radikalen Aufräumungsar-
beit unsere Bibliotheken von manchem Ballast befreit würden, soll
nicht bestritten werden. Aber träte damit nicht auch eine wirkliche
Verkümmerung und Verarmung unseres geistigen Bebens ein? Häger-
ströms These führt, selbst wenn wir sie an seiner eigenen Arbeit messen,
zu einem merkwürdigen Paradoxon. Was bliebe von dieser Arbeit zu-
rück, wenn wir mit seiner Forderung Ernst machen, wenn wir daran
festhalten wollten, dass die Geisteswissenschaften es lediglich mit
Gefühlen zu tun haben und ihnen daher keinerlei objektiver
Erkenntniswert zukommt? Hat nicht Hägerström alle seine philoso-
phischen Hauptthesen auf ein sehr umfassendes Material gestützt, das
er den sogen. »Geisteswissenschaften» entnahm? Keiner der Schlüsse,
die er in seinem Werk über den römischen Obligationsbegriff gezogen
hat, wäre möglich gewesen, wenn er sich nicht fort und fort auf die
Ergebnisse der Rechtsgeschichte, der Sittengeschichte, der Mythen-
geschichte, der vergleichenden Religionsgeschichte berufen hätte.
Sprechen wir also all diesen Wissenschaften, weil sie eine andere Metho-
dik als die der Naturwissenschaften befolgen, den objektiv-wissen-
schaftlichen Wert ab, so können wir diesen Wert auch nicht für die Fol-
gerungen in Anspruch nehmen, die Hägerström aus ihnen ziehen will.
Hägerström könnte hierauf vielleicht erwidern, dass er keineswegs die
Fakta bezweifeln wolle, die die Geisteswissenschaften ans Rieht fördern;
was er bestreite, sei nur, dass diese Wissenschaften sich auf theore-
tischen Prinzipien aufbauen. Aber auch diese Antwort würde die
Schwierigkeit nicht beseitigen: denn mit ihr würde Hägerström in Kon-
flikt mit seinen eigenen erkenntnistheoretischen Voraussetzungen
geraten. Einer der Grund- und Eckpfeiler seiner Erkenntnislehre be-
steht darin, dass jede faktische Erkenntnis schon eine prinzipielle Er-
kenntnis in sich schliesst, dass es ein Wissen von »blossen Tatsachen»
nicht gibt und nicht geben kann1). Die Frage, die hier zu stellen wäre,
ist also die, welche Prinzipien es sind, auf denen die Feststellung rechts-
geschichtlicher, sprachwissenschaftlicher, kunstwissenschaftlicher, reli-
gionsgeschichtlicher Fakta beruht, und ob diese Prinzipen, sofern sie
>) Vgl. hierzu besonders das Kapitel: »Hvad konstateringen af faktum i veten-
skapen förutsätter» in Botanst. och filos., S. 22 ff.

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