- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 5. Zur »Logik der Geisteswissenschaften»

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112 ERNST CASSIRER
bestehen, mit denen der naturwissenschaftlichen Erkenntnis einfach
zusammenfallen oder ihnen gegenüber etwas Selbständiges, Eigenarti-
ges, Autonomes bedeuten.
Hägerström hat die Möglichkeit jeder derartigen Autonomie unbe-
dingt verneint. Aber um den wirklichen Grund dieser völlig ablehnen-
den Haltung zu verstehen, dürfen wir uns meines Erachtens nicht darauf
beschränken, die sachlichen Argumente ins Auge zu fassen, die er für
sie ins Feld geführt hat. Wir müssen zugleich die historische Lage der
Philosophie berücksichtigen, die Hägerström vorfand, und die beson-
dere Aufgabe, die er sich auf Grund dieser historischen Lage gestellt
hat. Sein Kampf galt von Anfang an der Hegelschen Metaphysik und
der Herrschaft, die dieselbe über die Wissenschaft des ig:ten Jahrhun-
derts ausgeübt hatte. Aber von Seiten der Naturwissenschaft konnte
dieser Kampf als entschieden gelten. Die Naturwissenschaft hatte
sich der Vormundschaft der Schellingschen oder Hegelschen Natur-
philosophie seit langem entzogen; sie hatte ihren spezifischen Wissen-
schaftscharakter erkannt und sich ihre theoretischen Prinzipien und
Grundlagen geschaffen. Aber ein ganz anderes Bild bietet sich uns dar,
wenn wir den Stand der Geisteswissenschaften im ig:ten Jahrhundert
betrachten. Hegels entscheidende und seine wahrhaft-originale und
produktive Tat lag auf diesem Gebiet. Mit seinen Grundbegriffen des
»objektiven Geistes» und des »absoluten Geistes» hat er nicht nur eine
neue Metaphysik und eine neue »Phaenomenologie des Geistes» ge-
schaffen, er hat auch der modernen Geschichtswissenschaft, der Reli-
gionswissenschaft, der Staatswissenschaft, der Rechtswissenschaft
neue Impulse gegeben und ihnen den Stempel seiner Denkart auf-
geprägt. Es war daher ein kühner Entschluss, wenn Hägerström den
Kampf in dieses Gebiet verlegte. Denn hier traf er in der Tat die stärkste
Stelle seines Gegners und den Punkt, an dem er bisher fast als unüber-
windlich schien. Die Herrschaft Hegels konnte erst dann als gebrochen
gelten, wenn es gelang, seine Geschichtsphilosophie, seine Rechtsphilo-
sophie und seine Staatsphilosophie zu entwurzeln. Hierzu aber sah
Hägerström keinen anderen Weg, als seinen Angriff auch gegen die
gesamte bisherige Wissenschaft von Recht und Staat zu richten und ihr
jeglichen objektiven Anspruch zu entziehen. Was von ihr übrig blieb,
waren blosse Gefühle — und es ist ein hoffnungsloser Versuch, Gefühle
zum Rang wissenschaftlicher Erkenntnisse erheben zu wollen.
Aber die These Hägerströms reicht viel weiter, als es zunächst den

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