Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - O. Walde: Bücher- und bibliotheksgeschichtliche Forschungen in ausländischen Bibliotheken
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78 O. WALDE
in Rostock, wo ich meine Forschungsarbeit im April 1921 begann, fand ich
zwei Bücher, die Rantzau gehört haben1, aber ob diese die Reise nach Prag
gemacht haben und von dort 1648 wieder nach dem Norden gewandert sind
oder die ganze Zeit über in Deutschland waren, liess sich nicht entscheiden.
Die Kieler Universitätsbibliothek war für meine Forschungen ergiebiger, da
hier mindestens 6 Bände aus Heinrich Rantzaus Bibliothek angetroffen wurden.
Eins dieser Bücher stammt zweifellos aus der Prager Beute.2 Allerdings ist
das Vorsatzblatt und das auf die Innenseite des Deckels geklebte Blatt mit
den Vermerken, die dort vielleicht gestanden haben, ausgerissen, aber auf
dem Titelblatt findet sich eine Notiz von Johann Klee, dass er 1648 in Prag
in den Besitz des Buches gelangt ist. Sein Name ist zwar ausgestrichen,
lässt sich aber doch entziffern. Das Buch ist auch deshalb interessant, weil
es zu Anfang des 18. Jahrhunderts dem Verfasser der Memoria Stadeniana,
Johann Heinrich von Seelen, gehört hat, dessen Angabe in dieser Arbeit
mich gerade veranlasste, nach den Rantzaubüchern in Nordwestdeutschland
zu suchen. Dagegen dürften mehrere von Heinrich Rantzaus Büchern in Kiel,
nach späteren Eigentümervermerken zu urteilen, bei der Plünderung von
Breitenburg in der Umgegend verkauft worden sein.3
wegs der Fall und kann mit Sicherheit nur von einer Arbeit gesagt werden, die ich in Skokloster
antraf und die einen Eintrag enthält, wonach sie 1648 von Johann Klee in Prag erbeutet worden ist
(Walde, Krigsbyten, 1, S. 327). Die Mehrzahl der übrigen in Schweden befindlichen Bücher aus Rantzaus
Bibliothek haben Magnus Gabriel de la Gardie gehört, und diese haben auf alle Fälle nichts mit dem
geplünderten Professhaus der Jesuiten in Prag zu tun, sondern stammen zweifellos aus der Beute, die De la
Gardie im zweiten dänischen Kriege machte. Bei der Eroberung der Breitenburg 1627 waren diese Bücher
längst von dort verschwunden, wenn sie jemals dort gewesen sind. Die Rantzau-Bücher, die De la Gardie
gehört haben, stammen sicher aus dem Erbteil, das Breide Rantzau nach dem Tode seines Vaters zufiel, und
nicht von dem Sohne Gert, der die Breitenburg erbte. Mindestens drei Bücher in schwedischen Sammlungen
enthalten nämlich ausser Heinrich Rantzaus Namen auch den seines Sohnes Breide und sind nebst den übrigen
hierher gehörigen Bänden später von dessen Sohn Franz geerbt worden, Als dieser 1632 unverheiratet
starb, fiel sein Nachlass an seine Geschwister und Geschwisterkinder, unter denen sich Otto Thott zu Näs
in Schonen (f 1656) befand. Dessen Witwe Dorthe Rosenkrantz besass u. a. den Hof Sövde, der 1659 an De
la Gardie geschenkt wurde und mit dem er ausser anderer Beute auch Bücher erhielt (Walde, Krigsbyten,
2, S. 368 ff.). Von hier oder von anderen Thottschen Höfen in Schonen, die De la Gardie zufielen, stammen
sicher die Rantzaubucher in seiner Bibliothek.
1 Piatos Opera omnia (Lyon 1590, fol.) mit Heinrich Rantzaus und seiner Gemahlin Catharina von
Halles Wappen in Blindstempel auf dem Deckel und eine Arbeit von Petrus Lindebergius, womit
zusammengedruckt ist Heinrich Rantzaus Epigrammata (Hamb. 1592) mit dem aufgestempelten Vermerk henricus
RANZOVIUS PRODUX CIMBRICUS 1593.
2 Plutarchus, De natura et affectionibus cum explicationibus, womit eine Arbeit von Camerarius,
Commentarius de generibus divinationum (Leipzig 1576) zusammengedruckt ist.
3 Franciscus Junctinus, Spéculum astrologiae (Lyon 1574) ist laut Vermerk 1626 in Wismar von Dr.
med. Joh. Heinr. Meibom erworben worden, wobei in der Jahreszahl vielleicht absichtlich unrichtig 1626
statt 1627 geschrieben ist. Ein Werk von Petrus Marcellus und anderen Verfassern, De vita, moribus et
rebus gestis omnium ducum venetorum (Frankf. 1574) bat folgende Inschrift: »Sum Johannis Birckenbuschii
Luneb : pastoris Ecclesiae Neobroccensis in Stormariam Anno Christi MDCXXIX». Thucydides, De bello
peleponnesiaco (Paris 1588) ist von unbekannter Person 1636 erworben.
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