Full resolution (TIFF) - On this page / på denna sida - O. Walde: Bücher- und bibliotheksgeschichtliche Forschungen in ausländischen Bibliotheken
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BÜCHER- UND BIBLIOTHEKSGESCHICHTLICHE FORSCHUNGEN 103
Von den holländischen Bibliotheken kam die
Universitätsbibliothek in Leiden in erster Linie für meine Untersuchungen in Betracht, da
ein wichtiger Teil ihres älteren Bestandes in der reichen Bücher- und
Handschriftensammlung besteht, die dem Bibliothekar der Königin Christine, dem
gelehrten Holländer Isaac Vossius, gehört hat. In dem 1716 erschienenen
Katalog über die Sammlungen der Universitätsbibliothek in Leiden bilden
Vossii Handschriften eine besondere Abteilung, was auch noch immer der
Fall ist. Bereits eine Untersuchung der Titel dieses gedruckten Katalogs
zeigt, dass mindestens ein grosser Teil von Vossii Handschriften einmal zur
Kgl. Bibliothek in Stockholm gehört hat, teils zu den grossen Sammlungen,
welche die Königin Christine durch ihre Agenten im Ausland ankaufen Hess,
teils zu den als Kriegsbeute aus Böhmen und Mähren nach Schweden
gebrachten Bibliotheken. Man findet in dem Katalog Angaben, dass solche
Handschriften Kaiser Rudolf II. oder Wilhelm von Rosenberg gewidmet
sind, andere stammen von tschechischen Autoren und sind auf tschechisch
geschrieben. Es war also offenbar, dass sich hier den Forschungen nach
der Geschichte der im Kriege erbeuteten Bibliotheken ein reiches Feld
eröffnen würde. Darauf weisen ja auch die historischen Quellen hin, welche
berichten, dass Isaac Vossius auf die eine oder andere Weise in den Besitz
wertvoller Handschriften aus der Bibliothek der Königin Christine gelangt
ist, in erster Linie des berühmten Codex argenteus, der dann von Magnus
Gabriel de la Gardie zurückgekauft und der Universitätsbibliothek in Uppsala
geschenkt wurde, deren unvergleichlich wertvollsten Schatz er bildet. Dass sich
auch unter den gedruckten Büchern Kriegsbeutestücke befinden, ergibt sich
ebenfalls schon aus dem Katalog von 1716; so wird z. B. für mehrere Bücher
angegeben, dass sie Andreas Dudith, Bischof in Fünfkirchen, gehört haben.
Der Raum gestattet nicht, hier näher auf Isaac Vossii Leben und
Wirksamkeit einzugehen. In Kürze sei nur daran erinnert, dass er 1649 auf
Einladung der Königin Christine nach Stockholm kam und eine Zeitlang,
sowohl was die Vermehrung und Verwaltung ihrer Bibliothek als was ihre
gelehrten Studien der klassischen Autoren betraf, ihr hohes Vertrauen
ge-noss. Seine Tätigkeit als Bibliothekar bestand ausser in Neuanschaffungen
vor allem darin, die grossen Bücher- und Handschriftenmassen, die von
allen Enden der Welt, nicht zum wenigsten von den Kriegsschauplätzen,
einströmten, mit Gehilfen zu ordnen, zu katalogisieren und zu signieren.
Aus seiner Bibliothekarzeit stammen die Buchstabensigna unten auf den
Rücken, mit denen sowohl Bücher als Handschriften der Bibliothek der
Königin versehen sind und die jetzt unser wichtigstes äusseres Hilfsmittel
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