- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 1. Der Kampf gegen die Metaphysik

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AXEL HÄGERSTRÖM 19
ström erkennt, wenigstens mittelbar, diesen Sachverhalt an. Denn
für ihn beschränkt sich ja, wie wir gesehen haben, die Metaphysik
keineswegs auf das, was in den philosophischen Systemen von ihr
erscheint und festgehalten wird. Er sieht sie vielmehr mitten in der
Wissenschaft und er sieht sie im allgemeinen »Bewusstsein» wirksam.
Wenn er den Begriff eines »Dinges mit Eigenschaften», oder den Begriff
der »Bewegung», so wie er im »gewöhnlichen Bewusstsein» erscheint,
wenn er die gewöhnliche Auffassung vom »Ich » für metaphysisch
erklärt1) — so wird unmittelbar deutlich, dass sich derartige Begriffe
zwar kritisieren, aber nicht einfach eliminieren lassen. Kant hat die
dogmatische Metaphysik in der Form, in der er sie historisch vorfand,
aufs schärfste bekämpft; aber eine Ausschaltung und Ausrottung der
Metaphysik als »Naturanlage» hat er nicht für erforderlich oder auch
nur für möglich gehalten. »Dass der Geist des Menschen metaphy-
sische Untersuchungen einmal gänzlich aufgeben werde» — so sagt
er — »ist ebensowenig zu erwarten, als dass wir, um nicht immer un-
reine Duft zu schöpfen, das Atemholen einmal lieber ganz und gar
einstellen würden. Es wird also in der Welt jederzeit, und was noch
mehr, bei jedem, vornehmlich dem nachdenkenden Menschen Meta-
physik sein.. . Nun kann das, was bis daher Metaphysik geheissen hat,
keinem prüfenden Kopfe ein Genüge tun, ihr aber gänzlich zu ent-
sagen, ist doch auch unmöglich, also muss endlich eine Kritik der
reinen Vernunft selbst versucht, oder, wenn eine da ist, untersucht und
in allgemeine Prüfung gezogen werden, weil es sonst kein Mittel gibt,
dieser dringenden Bedürfnis, welche noch etwas mehr als blosse Wiss-
begierde ist, abzuhelfen. »2)
Kant fordert also nicht die gänzliche Auflösung und Vernichtung,
sondern die Kritik der Metaphysik. Und er selbst vollzieht diese Kri-
tik, indem er den verschiedenen metaphysischen Teil-Intuitionen, die
sich bisher für das Ganze der Welterklärung ausgegeben hatten, ihre
bestimmte Stelle zuweist und sie in ihrem systematischen Verhältnis
zu einander bestimmt. Dem Freiheitsbegriff wie dem Naturbegriff,
dem moralischen Grundbegriff der Pflicht und der aesthetischen An-
schauung soll diese Stelle angewiesen und dadurch ihre Grenze bezeichnet
werden. Ist eine solche kritische Grenzbestimmung einmal durchge-
führt, so können wir sicher sein, dass die einzelnen »Sphaeren» —die
1) Vgl. Selbstdarst., S. 30 ff.
2) Kant, Prolegomena, S. W. (Ausg. Cassirer) IV, 122 f.

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