Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 2. Die Kritik des Subjektivismus
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34 ERNST CASSIRER
deutungen verschuldet hat. Schon in der äusseren Disposition der
»Kritik der reinen Vernunft», in ihrer Einteilung in die verschiedenen
»Erkenntnisvermögen» des Verstandes, der Urteilskraft; der Vernunft
lässt sich ja die Nachwirkung der Vermögenspsychologie des 18. Jahr-
hunderts nicht verkennen. Aber sucht man, mit Hägerström, nach dem
»einigenden Element» in Kants Denken, so wird man dasselbe, gerade
wenn man seiner eigenen Deutung folgt, immer nur im »Objektivis-
mus», nicht im »Subjektivismus» finden können. Jener bildet die
Haupt- und Grundthese, die durch gelegentliche Abweichungen nicht
verdunkelt werden kann. Auch wenn wir diejenige Definition des
Subjektivismus annehmen, die Hägerström in seinen erkenntnistheore-
tischen Hauptschriften gibt, können wir Kant nicht länger dieser
philosophischen Richtung zuzählen. Die subjektivistische These soll
danach besagen, dass das Bewusstsein unmittelbar nur seine eigenen
Daten zu erfassen vermag, und dass ihm daher die »Aussenwelt», die
materielle Welt in Raum und Zeit, nur mittelbar auf dem Wege einer
stets unsicheren Schlussfolgerung zugänglich sei. Aber eben diese
These ist es, die Kant bekämpft hat, und ihrer Widerlegung ist ein
besonderes Kapitel gewidmet, das er der zweiten Auflage der Vernunft-
kritik hinzugefügt hat. »Das blosse, aber empirisch bestimmte Be-
wusstsein meines eigenem Daseins» — so wird hier erklärt — »beweist
das Dasein der Gegenstände im Raum ausser mir». Der Idealismus
(als psychologischer Idealismus) »nahm an, dass die einzige unmittel-
bare Erfahrung die innere sei und daraus auf äussere Dinge nur ge-
schlossen werde . . . Allein hier wird bewiesen, dass äussere Er-
fahrung eigentlich unmittelbar sei, dass nur vermittelst ihrer zwar nicht
das Bewusstsein unserer eigenen Existenz, aber doch die Bestimmung
derselben in der Zeit, d. i. innere Erfahrung möglich sei.»1)
Wir dürfen jedoch bei Hägerströms Kant-Interpretation und Kant-
1) Kr. d. r. Vern., 2. Aufl. S. 275 ff. S. W. (Cassirer) III, 200 f.— Psycholo-
gische Idealisten, wie Schopenhauer, wussten sich, wie bekannt, diese Kantische
»Widerlegung des Idealismus », die in der zweiten Auflage der Vernunftkritik hin-
zugefügt ist, nicht anders zu erklären, als durch die Annahme, dass Kant hier
»aus Menschenfurcht » seine eigene hehre verstümmelt und verleugnet habe. Aber
die ernsthafte Kant-Interpretation rechnet wohl nicht mehr mit derartigen Annah-
men. Auch Hägerström findet, mit vollem Recht, die »Widerlegung des Idealis-
mus » in durchgängigem Einklang mit Kants Grundanschauungen; und er hat sich
in seinem Kant-Werk wiederholt auf sie berufen, um seine eigene »objektivistische »
Interpretation zu stützen, (vgl. Kants Ethik, S. 16 f., S. no).
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