Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 3. Die Moralphilosophie
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AXEE HÄGERSTRÖM 83
Grundvoraussetzungen, auf denen sie sich aufbaute, längst verlassen
waren. Und ebenso lässt sich der reine Sinn des Kantischen Pflichtbe-
griffs und seines Begriffs der ethischen Autonomie herausschälen und
festhalten, ohne dass wir ihn in derselben Weise wie Kant — kraft der
Scheidung des »mundus sensibilis» vom »mundus intelligibilis» — be-
gründen. Auch hier bleibt eine bestimmte funktionelle Bedeutung der
ethischen Grundbegriffe zurück, die an ihre metaphysisch-substantiali-
stische Fassung und Einkleidung nicht gebunden ist. Ich stimme mit
Hägerström ganz darin überein, dass auch in der Kulturphilosophie die
Metaphysik mehr und mehr durch die Kritik abgelöst werden muss;
aber die Kritik braucht, hier so wenig wie im Gebiet der theoretischen
Erkenntnis, zur Skepsis, zum Zweifel an der Möglichkeit einer objekti-
ven Grundlegung zu werden. Die Ausrottung alten »Aberglaubens»
mag hier immer wieder nötig sein, und sie mag als eine der wichtig-
sten Aufgaben einer kritischen Philosophie der Kultur erscheinen.
Aber die Entfernung des Schuttes soll auch hier nur dem Ziele dienen,
einen neuen Aufbau zu ermöglichen; und in diesem Aufbau fällt der
Philosophie nicht nur eine kritische, sondern auch eine konstruktive
Aufgabe zu. »Es gilt» — so hat Hägerström selbst diese Aufgabe ein-
mal formuliert — »den alten Kitt der Gesellschaft bei Zeiten durch ei-
nen neuen von festerer Beschaffenheit zu ersetzen. Dadurch werden
wir auch unser eigenes Beben auf eine höhere Ebene erheben, indem wir
es in das unbegrenzte Streben des Menschengeschlechts nach Glück und
Kultur einreihen. Hieraus erwächst uns eine tiefere Befriedigung, als
uns alle Jagd nach dem blossen Einzelglück schenken kann. Aber wir
bedürfen keiner abergläubischen Vorstellungen, um unser Streben ei-
nem grösseren Ganzen einzufügen. Wir brauchen uns nur in die tief-
sten Zwecke unseres Geschlechts einzuleben, um damit für uns selbst
eine Aufgabe zu gewinnen, die uns über das drückendste aller Gefühle
erhebt, über das Gefühl von der Beere des Bebens. »*) Hier stellt Hä-
gerström, wie man sieht, der Moralphilosophie nicht nur eine negative,
sondern auch eine positive Aufgabe; und in diesem Zuge scheint seine
Behre in ihrer Grundtendenz den grossen ethischen Systemen der
Vergangenheit näher verwandt, als er annimmt und als er selbst
zugeben würde.
1) Om sociala vidskepelser, Tiden, Månadsskrift för socialistisk kritik och politik
1913 (Zitat nach Vannérus, Hägerströmstudier, S. 31).
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