- Project Runeberg -  Axel Hägerström : eine Studie zur schwedischen Philosophie der Gegenwart /
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(1939) [MARC] [MARC] Author: Ernst Cassirer - Tema: Philosophy
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - 4. Recht und Mythos

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AXEb HÄGERSTRÖM 85
früher Versäumte nachzuholen und meine eigene Auffassung von der
Natur und Funktion des mythischen Bewusstseins mit derjenigen
Hägerströms zu vergleichen.
Ich bin von der Anschauung ausgegangen, dass für jede kritische
Grundlegung der Kulturphilosophie der Einblick in das Wesen
und die Form des Mythos unentbehrlich ist, weil der Mythos sozusagen
die Urschicht alles Bewusstseins und der tragende Grund für alle
seine Feistungen ist. Die Sprache, die Kunst, die Religion, ja
auch die theoretische Erkenntnis müssen sich erst langsam von
dieser Urschicht ablösen, ehe sie ihre eigene selbständige Gestaltung
gewinnen können.1) Sie alle sind, genetisch gesehen, keine autonomen
Schöpfungen; sie quellen vielmehr aus dem Mythos hervor und bleiben
lange Zeit hindurch gleichsam in ihm eingesponnen. Hägerström hat
das gleiche Phaenomen und das gleiche Problem an der Entwicklung des
Rechtsbewusstseins aufgewiesen. Er zeigt, dass man in ihm um so
stärkere mythische Züge entdeckt, je mehr man sich seinen eigentlichen
Anfängen nähert. Und er zieht hieraus den radikalen Schluss, dass
das juristische Denken, das man wegen seiner Klarheit und Schärfe
zu bewundern pflegt, und das man eben deshalb oft mit dem mathe-
matischen Denken verglichen hat, im Grunde in abergläubischen
Vorstellungen befangen ist, die es niemals wirklich abgestreift hat.
Die gesamte klassische Jurisprudenz baut sich nach Hägerström
auf einer Grundlage von Aberglauben auf. Hier haben wir es
keineswegs mit einer Welt von Tatsachen, sondern lediglich mit
einer Welt von Vorstellungen zu tun, die die Rechtsphantasie
geschaffen, und die sie, durch die Jahrhunderte hindurch, zäh
b Ich habe diese These ausdrücklich auch auf das Gebiet des Rechts ausgedehnt,
wenngleich es zu einer Darstellung der Rechtsprobleme im Rahmen der »Philo-
sophie der symbolischen Formen » bisher nicht gekommen ist. Diese bücke suche
ich im Folgenden zu ergänzen, wobei ich mich jedoch mit einer ganz knappen
Skizze begnügen muss. »Alle symbolischen Formen » — so schrieb ich —- »treten nicht
sogleich als gesonderte, für sich seiende und für sich erkennbare Gestaltungen
hervor, sondern sie lösen sich erst ganz allmählich von dem gemeinsamen Mutter-
boden des Mythos los. Alle Inhalte des Geistes, so sehr wir ihnen systematisch ein
eigenes Gebiet zuweisen und ihnen ein eigenes autonomes »Prinzip » zugrunde legen
müssen, sind uns rein tatsächlich zunächst nur in dieser Verflechtung gegeben. Das
theoretische, das praktische und das aesthetische Bewusstsein, die Welt der Sprache
und der Erkenntnis, der Kunst, des Rechts und der Sittlichkeit, die Grundformen
der Gemeinschaft und die des Staates: sie alle sind ursprünglich noch wie gebunden
im mythisch-religiösen Bewusstsein. » Sprache und Mythos, bpz. 1925, S. 37 f.

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