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28
Gefühle der Gottheit ergriffen und vernichtet. Er verlåug
nete die menschliche Freiheit ; er warf sich in den Abgrund
der göttlichen Barmherzigkeit , den ganzen vermittelnden
Heiligenhimmel der römischen Kirche verstoßend und verab
scheuend, und nur das der göttlichen Rechtfertigkeit genug
thuende Verdienst Christi inbrúnstig umklammernd. So
stand er wieder am Kreuze , wie das anfängliche Christen
thum .
Die feitdem verflossene Zeit war ihm eine Zeit des
Verderbene. Er verwarf die Tradition ; er floh zur heili
gen Schrift, als zu der Lebensquelle des Glaubens, und off
nete diese Quelle dem durftenden Volke wieder. So hat er
die Schrift als höchste und einzige Glaubensnorm hinge
stellt , obgleich seine vergeblich unterdrückte subjective Will
kühr in seinem Urtheile úber einzelne Theile derselben wieder
hervorbrach. In der That sekte er , wenn auch ohne sein
Wollen und Wissen , seine eigene Ueberzeugung auch über die
Schrift. Er ist hierin wie in Quem nicht consequent ge
wesen. Er ist der Widerspruch selbst , der religiose Wider:
spruch , der tiefste, der älteste von allen ; denn diesen Wider:
spruch hat die Religion erzeugt und von Zeit zu Zeit wieder :
geboren . Das Widersprechende , das man Luther vorwirft,
ist , wie es bei ihm sich findet, gerade seine Große. Es
ist der dunkle Drang weit auseinander strebender Gegensábe,
deren Vermittelung der Zukunft noch vorbehalten seyn mag.
Die Theologen seiner Kirche haben sich nach ihm nicht so
weit verstiegen . Auch steht er in seinem feurigen innern
Widerstreite hoch über der Art von Consequenz , die feine
Gehúlfen und Nachfolger aus seinen tiefen , leidenschaftlichen
Ueberzeugungen herausgebracht haben wollen .
Protestantismus und Katholicismus waren von jeher zu
sammen . Schon Paulus ist der erste Protestant. Erst seit:
dem die Hierarchie das protestantische Princip in fich felbst
zu tódten suchte , brach sich dieses eine eigene Bahn. Aber
es hat die Idee der Kirdemit sich genommen . Der Pro
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