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wo die Arbeit auf den Thron gesetzt ist? Und ist es
verwunderlich, dass sich der Proletarier trotz der
engen Verhältnisse glücklich und stolz fühlt in diesem
Land, das sich seinen Händen fügt, freigebig und üppig,
und sich aufbaut, eine neue grosse Zeit zu tragen?
Ist esverwunderlich, dass die Kinder froh aussehen,
und, trotzEntbehrungen mancher Art, gut zu gedeihen
scheinen, in diesem Land, wo eitel junge Kräfte in
Arbeit sind? Hier, wo das Skelett einer toten Gesell-
schaftsordnung unbarmherzig pulverisiert wurde und
die Richtlinien zu einer neuen Struktur sich selbst von
innen heraus gebären, mussder Kindessinn sich fühlen
wie ein Keim in weicherund warmerHumuserde. Von
Dressur sieht man wenige Spuren in diesem „Land
des Terrors ’, desto mehr von Ordnung, einer Gesetz-
mässigkeit von eigen milder Art, die nicht einschnürt,
weil sie von den Betreffenden selbst ausgeht. Schon
die Kinderheime sind kleine, sich selbst verwaltende
Gemeinschaften; und in Schulen, Gymnasien, Gewerk-
schaften, den politischen Vereinen, auf den Werk-
stätten, überall wirtschaftet man in Selbstverwaltung
— im Lande der Diktatur! Und allen dem vielen Ein-
zelnen entspriesst ein grosser Wille; hier im „Lande
mit den anarchistischen Zuständen" waren bei den
Wahlen im November 1922 achtzig Prozent der Be-
völkerung für die Sowjetregierung.
Sieh, wie wunderbar es keimt auf diesem Erdboden:
Ich war eines Tages bei der wöchentlichen Plenar-
versammlung der Kinder einer Schule zugegen. An
der Tagesordnung war gerade die Bestrafung eines
Schülers, der sich gegen die Schulordnung vergangen
hatte, und man konnte über die Art der Strafe nicht
einig werden. Einer der Lehrer stellte anheim, ob man
den Sünder nicht eine Extrawoche in der Küche ar-
beiten lassen könnte (wo alle Kinder der Reihe nach
dran kommen). Aber der Vorsitzende des Kinderrates,
ein dreizehnjähriger Bursch, griff sofort ein und er-
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