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— 69 —
Ende September, hatte sie in der Bahnhofshalle, zwi-
schen anderen verzweifelten und entwurzelten Menschen,
ein dreizehnjähriges Mädchen gefunden, klein und zart
wie ein Rehlamm, das ohnmächtig da in einer Ecke lag.
Niemand kannte sie, niemand wußte, woher sie kam.
Blaß und mager lag sie in der Ecke auf dem steinernen
Boden, schmutzig, verkommen, vom Elend gezeichnet.
Die kleinen ungewaschenen Hände, das schon halb zer-
lumpte Kleid trugen noch immer das Zeichen gewesenen
Wohlstandes und einstiger Pflege. Menschen, die selbst
bessere Tage kannten, haben einen besonders fein ent-
wickelten Sinn für Leidensgenossen, denen ein ähnliches
Schicksal zuteil wurde. So die Dame aus dem Hotel
in Jaslo. „Was tust du hier, mein Kind?" redet sie
das ohnmächtig zusammengesunkene kleine Mädchen an.
„Was fehlt dir?" Sie schüttelt das Kind leise, bis es die
Augen aufschlägt, zwei rote, vom Weinen ganz entzün-
dete Augen. „Wer bist du? Wie heißt du? Nun, sage
mir doch, wie du heißt!" „Zosia," antwortet das Kind,
kaum hörbar. „Was machst du hier?" „Ich weiß es
nicht." „Von wo kommst du?" „Aus Krakau." „Wohin
willst du?" „Nach Hause." „Wo wohnen deine Eltern?"
„Bei Lemberg..."
Jetzt fängt das Kind an, leise und unterbrochen zu
weinen. Anfangs war es, als hätte es das Weinen eine
kurze Zeit vergessen, als könnten die rotgeschwollenen
Augen kein Leid und Weh mehr ausdrücken; aber die
Quellen sind noch nicht versiegt. Von tief her, aus dem
Grunde der tiefsten Verzweiflung, erheben sich die bitte-
ren Boten des Menschenherzens und zeugen in trostloser
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