- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjuguandra årgången, 1922 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Vorchristliche Erlösungslehren

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I O 2 R. REITZENSTEIN

Das Lied, das nach allerlei Kennzeichen der frühsten Zeit
des Manichäismus angehört, beruft sich auf einen älteren
persischen Text, in dem Zarathustra als Erlöser erscheint.
Einzelne alte Einfügungen belehren uns, dass dies Lied auch im
Totenkult über dem erstarrten Körper gesprochen ist, um die
Seele aus ihm zu Gott heraufzurufen, wie das für ähnliche
mandäische Lieder mit Sicherheit zu erweisen ist. Aber ein
eben neugefundener Text zeigt, dass man in demselben Liede
auch das historische Kommen Zarathustras zur Bekehrung des
Perservolkes geschildert fand, also die Erweckung der
Volksseele aus ihrem Schlummer genau ebenso wie die
Herauffüh-rung der Einzelseele aus der Welt zu Gott. Und seltsam,
genau ebenso wird ein Lied, das ursprünglich wohl Manis
Kommen zur Bekehrung seiner Volkes schilderte, also die
Erweckung der Volksseele, in dem von mir beschriebenen
Lieder-cyclus als das Hinaufrufen der Einzelseele aus der Welt zu
Gott empfunden. Dieses Mani-Lied kann sehr wohl von ihm
selbst herrühren, das Zarathustra-Lied sicher nicht. Mehr als
ein Jahrhundert vor Mani kennen wir in der hellenistischen
Überarbeitung eines Gnostikers Justin einen judenchristlichen
Text, in welchem ein Gottwesen durch Jesus den in der Welt
zurückgebliebenen Teil der Gottheit (das Pneuma des Demiurgos)
heimruft, nach dem es das Gleiche durch die alttestamentlichen
Propheten vergeblich versucht hat. Da das in Jesus waltende
Gottwesen hier Baruch heisst und das Christentum an sich gar
keinen Grund haben konnte, diesen apokryphen Propheten so
zu erheben, können wir mit hinlänglicher Sicherheit eine
jüdisch-gnostische Vorlage zurückgewinnen, nach der Baruch selbst als
Messias in die Welt herabgesendet wird, den verlorenen
Gottesteil zurückzuholen. Das Zarathustra-Lied bietet das älteste
Vorbild dieser Erlösungsdichtungen bis herab zu Mani selbst. Es
muss danach eine gewisse Autorität gehabt haben, wenn es
auch schwerlich bis in die Frühzeit des Zarathustrismus
heraufreicht. Ist doch der Religionsgründer hier schon ganz vergöttlicht.

Jetzt verstehen wir wohl die grosse manichäische Liturgie,
deren Inhalt ich angegeben habe, etwas besser. Die Seele,
die in ihr beim Weltenuntergang zu Gott zurückkehrt, kann
ursprünglich nicht als beliebige Einzelseele gedacht sein,
sondern nur als ein eigentümliches Gottwesen allgemeiner Art, das
uns auch tatsächlich in einer manichäischen Theogonie an

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