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r. reitzenstein
sind. Es handelt sich hier, ganz im Gegensatz zum
Manichäismus, um eine wohl von Anfang an nur kleine Volks- oder
Religionsgemeinschaft, die etwa seit dem vierten Jahrhundert nach
Christus am untern Euphrat gelebt haben muss und hier auch
noch bis zu dem Weltkrieg nachweisbar war. Die grösste
Sammlung ihrer heiligen Schriften, der sogenannte Schatz oder
Genzä, ist erst unter islamischer Herrschaft zusammengestellt,
freilich überwiegend aus sehr viel älteren Schriften. Ein grosser
Teil von diesen ist nun in der nächsten Nähe des Judentums
an den Ufern des Jordan verfasst, und dem Judentum, wie
es in Jerusalem und in seinem Priesterdienst sich darstellt, gilt
ein geradezu glühender Hass, wie er nur bei Nachbarn sich
entwickeln kann. Jerusalem ist nicht die Stadt Gottes, sondern
seines Widersachers, der Sitz der Sünde und der Ursprung aller
Abgötterei. Seine Zerstörung und die Vernichtung des jüdischen
Reiches wird die erste Tat des zum Gericht wiederkehrenden
Gottesboten sein.1 Wir können aus zwei alten Auszügen und
mehreren freieren Bearbeitungen eine grosse Apokalypse
rekonstruieren, die unmittelbar vor oder nach der Zerstörung
Jerusalems durch Titus, also zu einer Zeit geschrieben ist, wo von
dem jungen Christentum literarisch ausser den Paulus-Briefen
noch kaum etwas vorlag. Und doch wird auch es erwähnt, und
zwar mit dem gleichen wilden Hass; Christus ist der Vollender
des Judentums, der Lügen-Messias, der oberste aller
widergöttlichen Geister.2 Dieselbe Feindschaft bleibt durch die ganze
Reihe der jüngeren Schriften, bis durch die persische und dann
die arabische Herrschaft das Christentum allmählich aus dem
Gesichtskreis der Mandäer entschwindet. Dagegen tritt die
Feindschaft gegen das Judentum in den jüngeren Schriften ganz
zurück, die spätjüdische Legende wirkt sogar stark auf sie ein.3
Die einzige menschliche Persönlichkeit, auf welche sie sich be-
1 Wir erkennen sofort die Gegensatzbild ling zu der jüdischen Literatur
der letzten beiden Jahrhunderte vor Christus. Den literarischen Typus habe
ich in meinem Buch »Das iranische Erlösungsmysterium» verfolgt.
2 Die Vorstellung des Antichrist ist auf ihn übertragen, aber auch von
den Mandäern nicht aus dem Judentum übernommen. Er gilt als das Haupt
der (babvlonischen) bösen Sternenmächte. Auch die babylonische. Religion
wird leidenschaftlich bekämpft.
3 Eine Einwirkung der prophetischen Literatur ist freilich auch in der
ersten Zeit des Hasses erweislich.
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