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’S2
R. R EITZEN STEIN
übersetzten Turfan-Fragment1, das die Entwicklung der Religion
schildert: nach der ersten Offenbarung durch den Urmenschen
bis in die Zeit nahe vor der Wiederherstellung der Welt ist sie durch
immer neue Boten verkündet und nach Osten und Westen getragen
worden, die Sünder haben sich bekehrt und Gläubige und Sünder
sind vor den Gott der Verstandeswelt getreten. Da planen zwei(?)
Führer der Dämonen einen letzten Gegenversuch; sie wollen
die Dämonen unterweisen und die Menschen durch ihren Rat alle
wieder in Sünde stürzen, »und auch der der Religion Angehörige,
der an seine Religion nicht (wahrhaft) glauben wird, auch der
wird sich jenen anschliessen».2 Dann aber werden Zeichen am
Himmel und der Erde geschehen, ein neuer mächtiger Gott wird
kommen und seinen »Schrei» über die ganze Erde hören lassen.3
Alle Götter und alle Dämonen werden dem Gott der Verstandeswelt
huldigen. — Es ist die Periode des Abfalls und der Sitten
Verschlechterung, die auch der Bahman-yast schildert. Der letzte Kampf
des Ormuzd muss dann gefolgt sein. Ich habe von Anfang an
behauptet, dass jene Schilderung des »Antichrist» in Le Coqs
Fragment iranischer Prophetie entstamme und in das Judentum und
Christentum nur übernommen sei4, und glaube, die Analyse des
Bahman-yast hat das bestätigt. Er erst gibt das Doppelbild des
Kriegsherren und falschen Propheten in voller Ausprägung.
Ein Seltsames ist bei dieser Übersicht über die iranischen
1 Das mandäische Buch des Herrrn der Grösse, S. 50. Die Abfolge der
vier Stücke steht fest; ihr Zusammenhang bleibt leider schwer verständlich.
2 Vgl. Bahman-yast II, 46.
3 An anderen Stellen tut dies Mani als der letzte Bote und
Stellvertreter des Gottes Mithra.
4 Sie hat in keinem von beiden inneren Anhalt. Das scheint mir noch
jetzt entscheidend; freilich hat die eifrige Polemik dagegen mich belehrt,
dass es unanstössiger ist, die Idee des Messias als die des Anti-Messias aus dem
Osten herzuleiten. Ohne näher hierauf einzugehen möchte ich nur darauf
hinweisen, dass die jüdischen und frühchristlichen Vorstellungen von dem
Antichrist und von der Weltverschlechterung das Alter der im Bahman-yast
leicht umgeformten Tradition bezeugen; auch hierin hat Mani nichts geneuert.
Die spätantike und mittelalterliche Tradition zeigt dann neue Einwirkungen
vom Osten. Schliesslich verdoppelt sich das Kampfmotiv noch einmal. Mani,
der »Eingesetzte des Mithra» wird dem Alchemisten Zosimos (Poimandres,
S. 105) zum Boten des Anti-Mithra und der abtrünnige Schüler Sisinnios
wird der Held, der die Dämonin der Ketzerei (die h-mämat) mit der Lanze
durchbohrt (Perdrizet, Publications de la Faculté des lettres de Strassbourg,
fasc. 6). In dieser Fassung dringt die Kampfschilderung dann bis nach
Abes-synien und bietet den Text für die noch heut allgemein üblichen Amulette.
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