- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - R. Reitzenstein, Weltuntergangsvorstellungen

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W ELT UNTF.RG ANGS VORSTELLUNGEN-

2 I T

Herrschaft bringen und selbst bis zu der Vorstellung einer
allmählichen Vervollkommnung der Welt und Verbreitung seiner Religion
steigern. Den Rückschlag gegen diese letzte und höchste Steigerung
des Optimismus musste die historische Entwicklung bringen. Wie
für die erste heldenhaft-ästhetische Anschauung die Erschaffung
einer neuen, kampflosen und vollkommenen Welt notwendig
Fremdgut sein wird, so für die zweite, reinethische der Gedanke
an eine zunehmende Verschlechterung der Welt Fremdgut oder
unverstandenes Ueberbleibsel aus der eigenen Vorzeit.

Doch damit sind wir schon in die Konstruktion einer
Vorgeschichte, also über das Gebiet hinausgekommen, das nach meinem
Empfinden der vergleichenden Religionsgeschichte eigentlich
gehört, und gewiss darf, ja muss sie wie jede Wissenschaft, um ihr
letztes Ziel zu erreichen, über die eigenen Grenzen und über sich
selbst hinauswachsen. Nur muss sie sich diéser Grenzen dabei
bewusst bleiben. Nicht die ärmliche Freude, einem so reichen und
feinen Geist, wie Olrik es war, ein paar Irrtümer nachzuweisen,
hat mich zu der Nachprüfung bestimmt, sondern der Wunsch, an
einem grossen Ideenkomplex darzulegen, wie oft gegenüber dem
bunten und unberechenbaren Fluss der geschichtlichen Entwicklung
die konstruktive Methode unsrer Märchen- und Mythenforschung
versagen muss, wie die Erkenntnis dessen, was wirklich als »Motiv»
gelten darf, von dem Erfassen der Idee, ja oft selbst der Spekulation
oder des Dogmas abhängt, denen die Erzählung oder das Bild dient,
wie wenig die »Kindlichkeit» eines Berichtes genügt, seine
Ursprünglichkeit zu erweisen, und wie endlich die Literatur scheinbare
Vclks-überlieferung schafft. Aber noch mehr bestimmte mich ein anderes
Empfinden. Auch wenn die vergleichende Religionsgeschichte
sich streng innerhalb ihrer Grenzen hält, bleibt ihre Aufgabe, die
sie mit rein philologisch-historischen Mitteln lösen soll, uferlos.
Jedes Jahr bringt uns neue Urkunden und lässt dadurch Religionen,
die vorher geschichtslos waren, in historisches Licht treten.
Ergänzungen und Berichtigungen werden sich immer in Fülle ergeben1,
aber die Grundlinien unsrer Geschichtsauffassung werden sich nicht
ändern. In diesem frohen Glauben hat mich die mit noch geringem
neuen Material unternommene Nachprüfung des grossen Werkes
Olriks bestärkt. Hat doch der Versuch, die zeitlichen Schichten
innerhalb der einzelnen Religionen schärfer zu sondern und die

1 Schon darum hat ein jeder hier den Anspruch, nach dem was er richtig,
nicht nach dem, was er falsch gemacht hat, beurteilt zu werden.

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Project Runeberg, Sun Dec 10 14:07:33 2023 (aronsson) (download) << Previous Next >>
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