- Project Runeberg -  Kyrkohistorisk Årsskrift / Tjugufjärde årgången, 1924 /
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(1900)
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Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Tor Andrae, Der Ursprung des Islams und das Christentum. III. Die Eschatologische Frömmigkeit Muhammeds

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TOR ANDRAIS

anzudeuten wagt, nämlich dass der Ausdruck bildlich gemeint
sei, dürfte wohl schon Muhammeds Meinung treffen.1

Muhammed ist vor allem daran gelegen, mit seinen
Gerichtsreden die rechte fromme Stimmung, die gehörige Furcht
vor dem schrecklichen Tage Gottes zu erwecken. Ein
wirksames Mittel zur Erreichung dieses Zweckes findet er in den
immer wiederkehrenden Schilderungen der Angst und der
Hilfs-losigkeit der Menschen, die vom Kommen des Tages gänzlich
überrascht werden (43: 66). Alles, was ihnen sonst wichtig
erscheint, verliert jetzt seine Bedeutung; die schwangeren
Kamelstuten werden vernachlässigt (81: 4). Der Mann flieht von
Vater und Mutter, von Bruder, Ehegenossin und Kindern (80:
34—36), durch seine Frau, Kinder und Sippe möchte er sich
loskaufen (70: 10—14), selbst die säugende Mutter vergisst ihren
Säugling (22: 2). Es scheint die Lieblosigkeit gegen die
Verwandten, die in der jüdisch-christlichen Eschatologie ein
hervorstechendes Kennzeichen der »Wehen» ist,2 hier auf den
Gerichtstag übertragen worden zu sein.

In ängstlicher Verwirrung laufen die Menschen aus einander
wie »flatternde Mücken» (101: 3), wie »zerstreute Heuschrecken»
54: 7). Ihre Blicke werden stier, ihre Herzen leer (14: 44). Sie
wanken wie trunken, die Schwangere gebiert vorzeitig (22: 2).
Unter die widernatürlichen Ereignisse der Wehen gehörte nach
den jüdischen Apokalyptikern auch, dass die Kinder grauhaarig
geboren werden (Sib. II, 155. Jub. 23, 25). Muhammed lässt
die Kinder vor Schrecken grau werden (73: 17). Die Angst
ergreift auch die vernunftlosen Wesen. Die wilden Tiere
versammeln sich (81: 5) — wieder ein Zug, der aus den
Vorstellungen von den »Wehen» stammt (Esr. 5: 6), aber auch
schon vor Muhammed auf den Gerichtstag verlegt worden ist
{Sib. V, 350).

In seiner Verzweiflung sieht sich der Mensch um nach
einem Orte, dahin er fliehen könnte (75: 10), nach einem
Helfer, der ihn errette. Aber vergebens. Selbst ein Vater kann

1 Beid&wi zu 21: 48, II, 83. Eine andere Erklärung besagt, dass die
Abwägung stattfinden müsse, damit die Menschen auch sähen, dass ihnen kein
Unrecht widerfährt, ders. I, 415. Man vergleiche dazu die Tradition, dass
beim Wägen »ein Blättchen so gross wie der Kopf einer Ameise», auf dem
die sahäda geschrieben steht, 99 Riesenblätter mit Sünden vollgeschrieben
allein aufwägt! Wolff a. a. O., 81 f.

2 Volz, 182 Ep. Apost., Schmidt, 106.

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