Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Tor Andræ, Der Ursprung des Islams und das Christentum. III. Die eschatologische Frömmigkeit Muhammeds (forts.)
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1 oo
TOR ANDRAE
man in der Kirche Persiens verheiratete Mönche, deren Kinder
vor ihren Zellen spielten.1
Der Druck der mazdaistischen Gesellschaft auf der
persischen Kirche hat in derselben Richtung gewirkt, solange das
sassatiidische Reich bestand. Wenn die Angabe des
nesto-rianischen Chronisten richtig ist, dass die Mager den Katholikos
’Abä verklagten, weil er den Christen die Ehe biaktar min
wäliida verbot,2 so dürfte wohl dies bedeuten, dass die
strengen Bestimmungen der Synode von 544 gegen die zweite Ehe
bei Lebzeiten der ersten Frau3 wie gegen die Cognatehen den
Unwillen der Perser erregt hatten. Der Katholikos Isojakb
von G’dälä wurde vom König gezwungen, sich ein Weib zu
nehmen.4 Wie wenig die Kirche selbst auf die Virginität hielt,
zeigt die Bestimmung der Synode von 585> wo es heisst, dass
womöglich keine Klöster für Frauen bestehen sollen und wenn
dem nicht auszuweichen sei, sollen die Insassen zu vier oder
fünf zusammen wohnen. Allein dürfen die virgines weder in
Klöstern noch in Eremitenzellen wohnen.5 Später unter
muslimischer Herrschaft haben sich die Verhältnisse allmählich
geändert. ’Ebed Jesu von Sob († 1318) betrachtet die
Verheiratung des Mönches als eine Absage an den Mönchsstand; die
Formulierung seiner Bestimmung lässt aber vermuten, dass
die Mönchsehen noch nicht ganz verschwunden waren, und
der Schluss ASSEMANIS ist wohl nicht abzuweisen, dass das
nestorianische Mönchsgelübde nicht das votum castitatis in sich
begriffen habe.6 Wenn also Muhammed einer nestorianischen
Missionspredigt gelauscht hat, so hörte er jedenfalls darin nicht
das Ideal der Virginität loben. So etwas haben die nestorian.
1 Assemani, B. O., III: 1, 90. Diese dem normalen christlichen
Be-wusstsein der Zeit so anstössige Ehesitten haben ihnen selbstverständlich den
schärfsten Tadel der monophysitischen Gegner zugezogen. Nimirum
post-quam a reliquis Christianis in fide separati sunt, quidquid ipsis libebat ad
explendam libidinem palam absque pudore ac metu faciebant, schreibt
Bar-hebræus, B. O., III, 1, 429.
- Histoire nestorienne, ed. Scher., /’. Or., VII, 100 f.
8 Synodicon Orientale, 335 f. Notorische Beispiele solcher Bigamie
gab es damals in der Gemeinde, vgl. Nöldeke, Die von Guidi
herausgegebene svrische Chronik, Sitz. ber. d. Wiener Ak. d. Wiss., 1893, IX, 13.
4 Barhebræus bei Assemani, B. O., II, 418.
" Synodicon Orientale, 407.
6 B. O., III, 2, cccxxxvn ff.
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