Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Georg Loesche, Protestantische Kirche und Kultur in Österreich-Ungarn vor und nach dem Weltkriege
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PROTESTANTISCHE KIRCHE UND KULTUR IN ÖSTERREICH-UNGARN I I 5
senters begnügen, deren kirchliche Genossen in America eben
jetzt Böhmen als Wiege der Reformation zu feiern belieben.
Inmitten der immer höher steigenden slavischen Flut haben
die Sudetendeutschen ihre deutsch-evangelische Volkskirche
innerhalb der tschechoslowakischen Republik zu Teplitz-Turn
gegründet (26. Okt. 1919), »nach den Lehren und Ordnungen der
h. Schrift und den Grundsätzen der Reformation» mit dem
Mindestmass der im ’Protestantenpatent’ gewährten Rechte, wieder
mit vorläufiger Anlehnung an die alte österreichische
Kirchenverfassung, doch mit folgerichtigeren Durchführung des
synodalen Gedankens. Die Gemeinden Ostschlesiens und
West-galiziens sind mit den schönsten Zusicherungen den deutschen
Gemeinden der polnischen Kirche einverleibt und dem
Konsistorium in Warschau untergeordnet (Dez. 1918). Man muss
der Erfüllung der Versprechungen mit grösstem Misstrauen
entgegensehn, wenn man beobachtet, mit welchem Hass auch
die Polen die Deutschen terrorisieren, zum Dank dafür, dass
das deutsche Schwert und deutscher Optimismus sie von dem
russischen Joch erlöst hat. In Warschau wurde auch eine
evangelisch theologische Fakultät eröffnet (3. Jan. 1921); an der
ersten wissenschaftlichen Publikation eines ihrer Dozenten hat
deutsche Theologie Pate gestanden. Schon vor dem
Weltkriege übrigens hielten die ev.-lutherischen Geistlichen Polens,
obwohl fast ausnahmslos rein deutscher Herkunft, einen mög
liehst engen Anschluss der deutschen Protestanten an die
Polen für das Richtige, gaben sogar vielfach in ihren Familien
das Beispiel der Polonisierung; und doch sind mehr als vier
Fümftel unter den Evangelischen Polens von Haus aus deutsch;
die ländlichen Gemeinden sind fast alle deutsch. Der
Generalsuperintendent, trotz seiner angeblichen Neutralität,
rücksichtsloser Polonisator, will wohl das Deutschtum als Bollwerk des
Evangeliums im Lande haben, stellt aber dabei die unerfüllbare
Forderung, dass die Kirche neutral sei und nicht völkisch
Partei ergreife. Und doch müssen evangelische und völkische
Treue mit einander verschmolzen werden!
Die Ostgalizier oder Westukrainer taten sich in Stanislau,
dem durch Dr. Zöcklers Liebestätigkeit weltbekannten Ort, zu
einem selbständigen Kirchenbund zusammen (13. Jan. 1919),
in Anlehnung an die alte österreichische Kirchenverfassung und
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