Full resolution (JPEG) - On this page / på denna sida - I. Undersökningar - Hans-Joachim Schoeps, »Rabbi» Johan Kemper in Uppsala
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hans-joachim schoeps
dim (Bund der Frommen), deren Mitglieder sich schwere Kasteiungen
durch lange Fasten und Bussübungen unter Verwendung magischer
Formeln der praktischen Kabbala auferlegte. Auch
Flagellantenhandlungen scheinen vorgekommen zu sein. Chajim Malach lehrte:
Wie der erste Erlöser Moses 40 Jahre brauchte, um die Kinder Israels
durch die Wüste ins Gelobte Land zu führen, so brauchte auch
Sab-batai Zewi 40 Jahre nach seinem Abfall in der Verborgenheit, um die
Erlösung vom Leid und von den Sünden sowie Israels Rückkehr ins
Gelobte Land herbeizuführen.1 Nachdem so das Jahr 5466 (= 1706)
als das messianische Erlösungsjahr proklamiert war, entschloss sich
die — zudem von den polnischen Rabbinen verfolgte — Chewra
Chassidim, die durch ihr Büssertum die letzten Hindernisse für das
Messiasreich wegräumen und das Ende beschleunigen wollte, dem
Messias entgegenzugehen. Denn auch die Schechina weile nicht mehr
in der Galuth. Jehuda Chassid und Chajim Malach durchzogen mit
300 Gläubigen — zumeist kabbalistischen Gelehrten — predigend
und ermahnend ganz Deutschland.2 Im Jahre 1699 brach nach
mehrjähriger Vorbereitung und Werbung eine Reisegesellschaft von 1500
Seelen von Europa ins heilige Land auf. Aber die Expedition hatte
kein Glück. Jehuda Chassid starb drei Tage nach der Ankunft im
heiligen Lande an einer Seuche, den Berichten zufolge (Oktober 1700).
Die ansässigen Juden wollten von den Neuankömmlingen und ihren
antitalmudischen, ja antinomistischen Tendenzen nichts wissen.3
Wanderer), weil er mehrfach den Weg von Saloniki, dem Hauptsitz der
islamischen Sabbatianer (Dönmehs), unter deren Einfluss er stand, nach Polen
zurückgelegt hatte.–Podolien gehörte zu dieser Zeit (1672—1699) bekanntlich
zur Türkei.
1 Chajim Malachs Erwartung der vierzig Jahre stammt offenbar von den
radikalen Maaminim in Saloniki. Vgl. Graetz, a. a. O. 507 ff.; Dubnow,
Geschichte des Chassidismus 1 (Berlin 1931), 55.–Auch Cardozo vertrat sie.
2 J. J. Schudt, der sie bei ihrem Durchzug durch Frankfurt beobachtet
hat, schildert das Auftreten der Gruppe in seinen »Jüdische Merckwürdigkeiten»
II, 2 (Frankfurt 1715), 59: »–-gingen täglich ins kalte Bad, lagen in keinen
Betten, schliefen die Nacht nur eine bis zwey Stunden und brachten die übrige
Zeit in Lesung des Talmuds zu. Ihr Essen war die ganze Woche über, wann wie
gedacht die Sterne am Himmel stunden, nichts als Baumöl und Brot, (der)
massen sie, ausser dem Sabbat und andern Feyertagen kein Fleisch noch
anderes von lebendigen Tieren kommendes, essen wolten, dahero die Juden sie
Chasidim oder Frommen genennet.»
3 Vgl Graetz, a. a. O. 511. — Über die Chewra Chassidim und ihre Schick-
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