- Project Runeberg -  Die person Muhammeds in lehre und glauben seiner gemeinde /
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(1917) [MARC] Author: Tor Andræ
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Die propheten legende

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tuch aus Benares.1 Um die erde geführt werden, um huldigung zu
empfangen, brauchte freilich der Bodhisattva nicht, denn »sofort
als er geboren war, wurde das göttliche auge bei ihm
hervorgebracht»; dadurch sah er über alle weiten, sah ihre dörfer, städte
und provinzen und hauptstädte; er erkannte völlig alle gedanken
und Verhältnisse aller geschöpfe. Und in allen weiten fand er
keinen, der seinesgleichen wäre. Eine derartige geistige
besitz-nahme kennt ja auch die muslimische legende. Nach einem
be-richt hielt Muhammed ein in viele falten gelegtes tuch in der
hand, und eine stimme rief: »Bah, bah (bravo, bravo).
Muhammed hält die ganze erde in der hand, es bleibt kein geschöpf
auf ihr, das nicht in seinen griff gehorchend eingehe.2»

Man wird hier kaum bezweifeln können, dass nicht nur
unbestimmte anklänge an eine fremde legende, sondern eine direkte
entlehnung vorliege. Darauf weist ja auch die tatsache hin, dass
die ersten literarischen belege unsrer legende den östlichen teilen
der arabischen kulturwelt entstammen. Die eigentümlichkeit,
dass die ähnlichkeit besonders in der äusseren inszenierung bis
auf einzelne requisite besteht, legt den gedanken nahe, dass etwa
eine bildliche darstellung die entlehnung unterstützt habe.

Man mag noch so überzeugt sein, dass die frommen
erdich-tungen, die den propheten weit über das mass des menschlichen
erheben, durch Jahrhunderte in der religiösen entwicklung ein
ziemlich unbeachtetes dasein gefristet haben, ja dass selbst ihre
aufnähme in angesehene traditionswerke keineswegs bedeutet,
dass sie einen teil des verbindlichen islamglaubens ausgemacht
hätten; es ist indessen nicht zu bestreiten, dass sie allmählich
einen verhängnisvollen einfluss ausgeübt haben. Sind sie anfangs
nur für das märchenhungernde volk oder für eine
laienfrömmig-keit geschaffen, die es mit den dogmatischen folgerungen wenig
genau nimmt, es kommt doch eine zeit, wo selbst die theologie
sich dieser fremdenkinder des Islam annimmt. Vor allem war
es die mystik — die mit der populären frömmigkeit in inniger
füh-lung stand und darum auch das volk für sich erobert hat — die
es fertig brachte, diese Schöpfungen des Volksglaubens sich
anzueignen. Durch ihre interpretative methode konnte sie die wunder
auf etwas tatsächliches zurückfuhren: die inneren erlebnisse der
seele; durch ihre idealistische philosophie wusste sie zu beweisen,
dass die gereinigte seele die macht habe über die wesenlose

1 Jätaka a. a. o. 269.

2 Maivähib I, 135.

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